Mo 21.10.2019
Heute organisierten GPA-djp und ProGe Betriebsrät*innen-Konferenzen für die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie. Die KV-Verhandlungen stocken, so wie eigentlich jedes Jahr. Der Forderung der Gewerkschaften nach 4,5%+, aber mindestens 100€/Monat stellt die Gegenseite 0% entgegen. Sie wollen gerade mal die Inflation ausgleichen. Fragen von Arbeitszeitverkürzung etc. werden gar nicht erst angesprochen.
Entsprechend gut besucht war auch die BR-Konferenz für Niederösterreich, Wien & Burgenland in Vösendorf, auf der auch SLP-Aktivist*innen dabei waren. Etwa 600 kamen, um über nächste Schritte zu beraten - doch für echte Diskussionen gab es nur am Rande der Veranstaltung Platz. . Wenn es nach der Gewerkschaftsführung geht, sind diese Veranstaltungen nicht zum Diskutieren da, sondern zum Zuhören und sich den "den Stand der Verhandlungen" erklären zu lassen. Diese Konferenzen sind eher als Drohgebärde an die Arbeitgeber gedacht, weniger zur echten Aktivierung der Kolleg*innen. Die nächsten Verhandlungen sind bereits für den 28.10. angesetzt, alle weiteren Maßnahmen auf da nach vertagt.
Mitglieder der SLP verteilten Flugblätter mit Vorschlägen, wie eine erfolgreiche und kämpferische Strategie aussehen könnte. Dieses Flugblatt, von dem wir in Vösendorf 200 verteilt haben, kam sehr gut an:
Schluss mit der Routine!
Schlagkräftige Bewegung für unsere Forderungen aufbauen!
Verhandlung – Betriebsrät*innenkonferenz – Streikdrohung – Verhandlung – Betriebsversammlungen – mauer Abschluss.
Das ist das standardisierte Prozedere der Kollektivvertragsrunden. Viele Kolleg*innen sind mit den Abschlüssen unzufrieden, rechnen aber schon mit nichts anderem mehr. Die stärksten Lohnerhöhungen wurden 2011 und 2018 erreicht – jeweils nach Warnstreiks, also nach einem Bruch mit der Routine. Von den Forderungen waren sie aber weit entfernt. (Die Strategie der Gewerkschaftsführung, den 12-Stunden-Tag über die KV Verhandlungen abzuwehren war ein Schlag ins Wasser.)
2018 waren in über 200 streikenden FMTI-Betrieben die Kolleg*innen froh, dass den Worten endlich Taten folgten. Vieles hätte dafür gesprochen, den Streik weiter zu führen. Die Kolleg*innen hätten mitgemacht. 5% oder zumindest „echte 4,5%“ waren möglich.
Diese Gelegenheit, das Vertrauen der Kolleg*innen in die eigene Kampfkraft zu stärken, wurde ausgelassen.
2019 gibt es wieder eine solche Gelegenheit. Die meisten Auftragsbücher sind noch voll, noch sind Streiks ein schlagkräftiges Mittel. Wir müssen jetzt mit den Kolleg*innen wirklich spürbare Verbesserungen erkämpfen. Sobald die Österreichische Industrie in eine Krise gerät, wird es darum gehen, uns gegen Stellenabbau und Betriebsschließungen zu wehren. Jede Erfahrung mit ernsthaft geführten Auseinandersetzungen wird dann Gold wert sein.
Die Metaller*innen sollten eine Vorreiter*innenrolle spielen, für andere Branchen, die in den letzten Jahren schon Streiks und Bewegungen organisiert haben (Eisenbahner*innen, Sozialbereich, Flugpersonal, Pflegekräfte, Drucker*innen,...). Und den eigenen Kampf auf diese Bereiche ausweiten.
Wie können wir den Kampf gewinnen?
Kolleg*innen von Anfang an einbinden
Die Betroffenen müssen größtmögliche Einsicht in die Verhandlungen haben und selbst über die nächsten Schritte entscheiden können. Live-Streams von Verhandlungsrunden und detaillierte E-Mail-Berichten an Gewerkschaftsmitglieder sollten Grundlagen für Diskussionen und Beschlüsse auf Betriebsversammlungen sein: Was sind die nächsten Schritte? Von der Kundgebung bis zum Vollstreik.
Die Bewegung auf die Straße tragen
Betriebsversammlungen und Streiks müssen nicht im Betrieb stattfinden. Eine gemeinsame Streikkundgebungen verschiedener Betriebsrät*innen aus dem Wiener Sozialbereich hat das gezeigt. Mit öffentlichen Mobilisierungen können wir unsere Positionen 1:1 präsentieren, ohne dass sie durch die Medien verzerrt werden. Außerdem können Beschäftigte aus anderen Branchen ihre Solidarität zeigen!
Alle gemeinsam statt Branche für Branche
Warum einen schlechten Abschluss annehmen, wenn sich Kämpfe in weiteren Branchen abzeichnen? Lieber abwarten und gemeinsam weiterkämpfen. Eine Verbindung der Streiks von Metaller*innen, Eisenbahner*innen und Sozialbereichsbeschäftigten hätte uns alle stärker gemacht.
Urabstimmung vor Kompromiss
Wenn ein Kompromiss zur Debatte steht, sollte er in den Betrieben diskutiert werden. Ja, viele Kolleg*innen „schlucken“ auch einen Abschluss unter den Forderungen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht bereit wären, weiter zu kämpfen. Welcher Abschluss passt, muss in den Betrieben abgestimmt werden – nach einer Diskussion, wie der Kampf weiter geführt werden könnte.
Wer ist die SLP?
Die Sozialistische Linkspartei ist aktiver Teil der Gewerkschaftsbewegung. Unsere Aktivist*innen nehmen an Betriebsversammlungen und Streiks Teil und organisieren diese mit. Wir organisieren Solidarität von Beschäftigten und Betriebsrät*innen anderer Branchen und tragen betriebliche Auseinandersetzungen mit Solidaritätsaktionen auf die Straße. Du willst Infos, Solidaritätsbesuche bei Betriebsversammlungen oder Unterstützung beim Organisieren deiner Kolleg*innen? Melde dich bei uns!