Mo 09.09.2019
Wer im Rahmen kapitalistischer Logik denkt, kommt rasch auf die Idee, die Wirkungsweise des Kapitalismus zu nutzen, um diesen zum ökologischeren Handeln zu motivieren. Dazu gehören Konzepte wie Emissionshandel und Ökosteuern. Das Problem: im Kapitalismus funktioniert das nicht! Der Emissionshandel ist als das marktwirtschaftliche Instrument zur Reduzierung von Treibhausgasen angepriesen worden. 1997 einigte man sich in Kyoto auf eine Vereinbarung zum Emissionshandel für CO2 - doch das ganze scheiterte, weil es Firmen Wettbewerbsnachteile brachte und daher von „ihren“ Staaten praktisch ausgehebelt wurde. Die Herrschenden gerade in großen imperialistischen Staaten wie den USA oder Russland sabotieren - wie beim Emissionshandel - Maßnahmen zur "Klimawende" zugunsten der entsprechenden einflussreichen Konzerne und dem angeblichen "nationalen Interesse".
Abgesehen von massivem Betrug gab es von Anfang an Schlupflöcher und Sondergenehmigungen und die Obergrenzen waren moderat. Für die Firmen war es also ein leichtes (und billig) auch weiterhin CO2 auszustoßen. Die Kosten werden ähnlich wie bei Ökosteuern einfach auf die Konsument*innen abgewälzt, die mehrheitlich ohnehin schon mit dem Druck von Sozialkürzungen und sinkenden Löhnen zu kämpfen haben. Der sogenannte „Lenkungseffekt“, den Ökosteuern eventuell und auch nur in beschränktem Ausmaß haben, ist außerdem oft ein unsozialer, weil zusätzliche Steuern Menschen mit niedrigem Einkommen weit stärker treffen, diese aber trotzdem oft nicht die Möglichkeit haben gesündere bzw. nachhaltigere Produkte zu verwenden.
Das grundlegende Problem ist die Konkurrenz: Beginnt ein Konzern, wirklich umweltfreundlicher zu wirtschaften, hat er im Wettbewerb Nachteile. Das kann sich kein Unternehmen auf Dauer leisten. Die Folge ist der "Öko-Schmäh" des „Green Capitalism“ (Betrug mit scheinbarer Nachhaltigkeit usw.).
Der erste, der diesen Widerspruch in all seiner Klarheit wissenschaftlich fasste, war Karl Marx. In seinem Hauptwerk „Das Kapital“ beschreibt er die inneren Bewegungsgesetze des Kapitalismus. Diese treiben ihn dazu, auf der Jagd nach Profit ständig zu wachsen und dabei seine eigenen Grundlagen zu zerstören: „Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ (Karl Marx: Das Kapital, Band 1, 1867)
Marx zeigte auf, wie der Kapitalismus den Stoffwechsel zwischen Mensch und Umwelt beschädigt und warnte vor den katastrophalen Folgen. Kein Wunder also, dass in der aktuellen Klimabewegung immer mehr Aktivist*innen auf der Suche nach Analysen und Antworten, die der Tiefe der Klimakrise gerecht werden, auf Marx stoßen.
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