Mo 09.09.2019
Ein Sommerloch gibt es auch im Jahr 2019 für den Klimawandel nicht, außer eventuell jenem, das aufgrund der Brände in den Wäldern der Arktis und in Sibirien zurückbleibt. Doch neben den fatalen ökologischen Folgen des steten Temperaturanstiegs der letzten Jahre wird auch die soziale Frage immer brennender:
- Im Februar 2019 wurde durch eine Studie erstmals statistisch dargelegt, dass Migration und immer schwerwiegenderer Klimawandel ursächlich in Verbindung stehen. Wo ein Temperaturanstieg zu verbreiteter Dürre und Wassermangel führt, sind Konflikte um bis zu 14% wahrscheinlicher als in vergleichbaren Gebieten. Ein Beispiel ist Syrien, das zwar durch den Krieg der letzten Jahre traurige Bekanntheit erlangte, doch dessen sozio-ökonomische Struktur auch maßgeblich durch den Einfluss von Ernteausfällen unter Druck geriet.
- Auch hierzulande hat die Klimakrise längst unsere Arbeitsplätze erreicht. Gerade Jobs, die nicht in klimatisierten Büros vonstattengehen (eine umfangreiche Studie hat 90% der Büros als zu heiß im Sommer eingestuft), sind von einer Erhitzung um wenige Grad schon massiv betroffen. So verstarb Mitte Juni in Österreich ein Bauarbeiter im Burgenland an den Folgen von Überhitzung.
- Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Eis der Polarkappen und der damit rasant steigende Meeresspiegel sind beträchtlich: Vergleicht man 1992-2001, betrug die Eisschmelze der Antarktis 30 Gigatonnen pro Jahr. Zwischen 2005 und 2012 lag sie schon bei 147 Gigatonnen (spätere Einschätzungen lagen sogar bei 360). Diese Wassermassen führen dazu, dass Küstengebiete unbewohnbar werden. Die Hauptlast für diese Problematik werden vor allem Menschen aus ärmeren Gebieten und sozialen Verhältnissen tragen. So schreibt auch der UN-Sonderberichterstatter Alston, dass hunderte Millionen Menschen bis 2030 in die Armut getrieben werden, wenn nicht sofort Initiative ergriffen wird.
- Die Agrarproduktion ist empfindlich auf den Klimawandel: 2017 waren 34 der 51 Nahrungsmittelkrisen wesentlich klimabedingt. In Deutschland sanken 2018 die Getreideerträge wegen der Hitze um 16% (im Norden sogar um bis zu 31%) (Oxfam, 2019). Veränderte Wachstumsbedingungen von Pflanzen (Temperatur, Niederschlagsmuster, Schädlingsdruck, usw.) werden sich auf die Erträge negativ auswirken und, vor allem in Asien und Afrika, zu Hunger und Armut führen.
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