Klimaschutz heißt Klassenkampf

Statt auf Promis oder NGOs zu setzen, müssen wir auf unsere kollektive Stärke als Arbeiter*innen vertrauen.
VORWÄRTS SCHWERPUNKT

Müll trennen, Mehrwegflaschen verwenden, viel zu Fuß gehen, mit Öffis oder dem Rad fahren, auf Fleisch verzichten, Strom sparen und vieles mehr: Nichts ist falsch daran, sich zu bemühen, einen sorgsamen Umgang mit anderen und der Natur zu haben. Aber es muss uns dabei immer klar sein, dass die Veränderung unseres individuellen Verhaltens bestenfalls der berühmte Tropfen auf den immer heißer werdenden Stein ist. Wir brauchen Lösungen auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene.

Auf die etablierten Parteien können wir uns dabei nicht verlassen, soviel ist klar. Sie haben ihre Chance gehabt – und versagt. Verschiedenste NGOs (Nichtregierungsorganisationen), von Greenpeace über den WWF bis hin zum Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), entstanden nicht zuletzt als Reaktion auf dieses Versagen. Doch letztendlich können diese Organisationen keine Lösungen anbieten außer (überspitzt gesagt): Spende ein paar Euro, beruhige damit dein Gewissen und die NGO deines Vertrauens macht sich dafür stark, dass die Welt ein bisschen länger durchhält. Aber am grundlegenden Problem der kapitalistischen Profitwirtschaft wird nicht gerüttelt.

Es ist wichtig, wenn Wissenschafter*innen und Promis ihre Stimme erheben; aber es braucht vor allem die "normalen" Menschen, die nach dem Erkennen des Problems eine gemeinsame Strategie entwickeln, wie sich die Situation nachhaltig verändern lässt. Die Wirtschaft funktioniert nicht ohne die Arbeiter*innen. Wenn wir nicht arbeiten, dann steht alles. Die Arbeiter*innen, also alle, die in Betrieben, in Büros, in Supermärkten, in Schulen, im Gesundheitswesen usw. arbeiten, sind eigentlich die stärkste Macht in der Gesellschaft. Die größten Verbesserungen der letzten Jahrzehnte wurden erreicht, als Arbeiter*innen und ihre Organisationen, Gewerkschaften und die damaligen Arbeiter*innenparteien darum gekämpft haben.
Es stimmt, dass die Gewerkschaften in Österreich und auch international bei Umweltbewegungen meist auf Seite der Betonierer*innen, der Umweltzerstörung gestanden sind. Als 1984 die Hainburger Au besetzt wurde, war es ausgerechnet die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), die am aggressivsten gegen die „Ökos“ auftrat. Auch bei den Protesten gegen das neue Murkraftwerk sowie gegen die 3. Piste am Flughafen Wien wird versucht, die Interessen von Arbeiter*innen gegen den Umweltschutz auszuspielen. 

Doch gerade Arbeiter*innen leiden unter der Zerstörung der Umwelt besonders: Gifte am Arbeitsplatz, verschmutzte Naherholungsgebiete, Wohnen an der Durchzugsstraße. Jobs werden durch den Kapitalismus und seine Krisen vernichtet, nicht durch Umweltschutz-Maßnahmen. Aber die Gewerkschaftsführung folgt oft der Logik der Unternehmen, die behaupten, dass Umweltschutz Jobs vernichten würden. Während sie kein Konzept haben und keinen echten Kampf führen, um Stellenabbau und Privatisierungen zu stoppen, hoffen sie auf Jobs durch Großprojekte. Es gibt auch jene in der Gewerkschaftsführung, die argumentieren, dass auch Umweltschutz Jobs schaffen kann. Doch das Argument ist nicht viel besser. Das Problem mit der Gewerkschaftsführung ist, dass ihre ganze Argumentation sich innerhalb der kapitalistischen Logik bewegt. Um aber die Interessen der Mitglieder und der Arbeiter*innenklasse als Ganzes wirklich nachhaltig zu vertreten, braucht es einen Bruch mit dieser starren, profitorientierten Logik.

Gewerkschaften sind jene Organisationen, die potentiell die Macht haben, große Kämpfe und Streiks der Arbeiter*innen zu organisieren. Solche Maßnahmen brauchen wir, um dieses zerstörerische System und seine Profiteure aufzuhalten und die Wirtschaft umzuorganisieren. Um das zu erreichen, braucht es aber auch eine starke gewerkschaftliche Linke, demokratische Strukturen in den Gewerkschaften und einen Bruch mit der SPÖ (und den anderen etablierten Parteien).

Ja, es geht darum, was jede*r Einzelne tun kann. Jede*r Einzelne kann etwas zur Veränderung beitragen, wenn er/sie sich mit anderen zusammenschließt und langfristig Widerstand organisiert, um das System, das für die Klimakatastrophe verantwortlich ist, zu stürzen. Wir brauchen eine neue, echte sozialistische Partei, welche die Kämpfe und Interessen von Arbeiter*innen und Jugendlichen bündelt. Die SLP steht als revolutionäre Partei für eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft. Wir arbeiten auch mit am Aufbau einer solchen breiten neuen Arbeiter*innenpartei mit demokratischen Strukturen und einem sozialistischen Programm als Motor für diesen Kampf. Und wir sind Teil einer internationalen sozialistischen Organisation – weil der Klimawandel und der Kapitalismus nur gemeinsam und nur international bekämpft werden können! Der Aufruf zu einem "Generalstreik" für das Klima im September 2019 kann eine weitere Etappe im Kampf sein. Wir werden uns an der Gestaltung dieses Protesttags beteiligen, um über ein sozialistisches Programm, demokratische Strukturen und eine Kampfstrategie zu diskutieren und zu kämpfen. Werde auch du mit uns aktiv!

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