Fr 23.11.2018
Die Eisenbahn streikt. Und das vollkommen zurecht! Das ÖBB-Management hat im Frühjahr die Bilanz veröffentlicht: Umsatzsteigerung von über 5% und 160 Mio. € Gewinn. Trotzdem warten die Beschäftigten seit Juli auf den Abschluss. Es ist Zeit für eine satte Lohnerhöhung. Das lächerliche Angebot (2,7%) deckt nicht einmal die tatsächliche Teuerung z.B. der Miete ab. Doch es geht noch um mehr! Regierung & Unternehmen setzen auf Aggressivität: Sie wollen längere Arbeitszeiten, billigere Beschäftigte und die Schwächung von Kollektivverträgen und Gewerkschaften. Es geht nicht nur um Prozentpunkte. Das kapitalistische System steht vor der nächsten großen Krise. Daher wird versucht, die Ausbeutung unserer Arbeit zu steigern, um deren Profite zu erhöhen.
Zusammenhalten!
Der Fachverband Eisenbahn hat eine freiwillige Lohnerhöhung vorgeschlagen, die ÖBB haben angenommen. Das würde inflationsbereinigt nur 15 € Brutto/Monat ausmachen. So soll in der Belegschaft der Kampfgeist geschwächt und die Stimmung verbreitet werden, dass sei genug.
KollegInnen bestärken, mitzumachen!
Es gibt viel Leiharbeit, darunter sogar Ex-Lehrlinge, die nicht übernommen wurden. Sie sind verunsichert ob sie sich beteiligen dürfen. Sie müssen geschützt in einen Arbeitskampf integriert werden und voll teilnehmen. Gerade in einem gewerkschaftlich so starken Betrieb wie den ÖBB, sollte Leiharbeit durch fixe Anstellungen ersetzt werden!
Nicht spalten lassen!
Rassismus und Sexismus sind Methoden, die von denen da oben bewusst eingesetzt werden, um uns zu spalten und unsere Kampfkraft zu schwächen. Stellen wir das Gemeinsame in den Mittelpunkt: für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Freizeit!
Nach außen werden die Bosse, ihre schwarz-blaue Regierung und die Medien versuchen, die EisenbahnerInnen als gierig und privilegiert darzustellen. Doch in Wirklichkeit unterstützen rund 66% der Bevölkerung Streiks, mehr als 60% lehnen den 12-Stunden-Tag ab. Viele Fahrgäste sind solidarisch. Je breiter die Solidarität, desto erfolgreicher der Streik. Wenn gestreikt wird, sollten die Bahnhöfe keine "Geisterbahnhöfe" wie 2003 sein. Stattdessen können die Streikenden mit Material die Fahrgäste informieren!
Vom letzten Mal lernen
Am 30.6. waren über 100.000 gegen 12/60h auf der Straße. Viele mehr haben an Betriebsversammlungen teilgenommen. Dass wir den Kampf nicht schon damals entschlossen geführt haben, hat die Regierung gestärkt. 2003 hat u.a. der Streik bei den ÖBB die damalige schwarz-blaue Regierung an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Leider wurde der Streik von der Gewerkschafts-Führung zu früh und ohne Urabstimmung abgebrochen. Die Regierung konnte dann einen Teil der Verschlechterungen umsetzen. Das darf diesmal nicht passieren!
Die Warnstreiks im Metallbereich hatten - obwohl sie nur kurz waren - eine gewisse Wirkung. Aber mehr wäre drin gewesen! Es kann nötig sein, den Warnstreik auf 24 oder 48 Stunden auszudehnen. Ein Einknicken der Unternehmens-Führung bei den Eisenbahnen wäre ein bedeutsamer Sieg für alle Beschäftigten und ein Rückschlag für die Offensive von Kapital & Regierung!
Wie können wir gewinnen?
Warnstreiks zu unterschiedlicher Zeit an unterschiedlichen Dienststellen können nur der Anfang sein. Ein gemeinsamer Streiktag, wo alles steht zeigt die Stärke der EisenbahnerInnen deutlich. Bei 40.000 unmittelbar betroffenen Beschäftigten würde ein Aufruf zu einer zentralen Demonstration zusätzlich solidarische Menschen zusammenbringen.
Wichtig ist auch die solidarische Unterstützung aus anderen Branchen: es gärt an vielen Orten! Mitunter geht es bereits um die Existenz von Kollektivverträgen überhaupt. Laden wir Beschäftigte aus anderen Bereichen zu Solidaritätsaktionen auf den Bahnhöfen ein. Z.B. Handelsangestellte, die am Bahnhof arbeiten und selbst gerade in KV-Verhandlungen stecken. So kann der Protest nicht isoliert werden!
Streiken: demokratisch & konsequent
Die Einbindung aller engagierten KollegInnen ist zentral: Für regelmäßige Versammlungen mit offenen Diskussionen und demokratische Strukturen, in denen sich alle einbringen können. Der vorzeitige Streikabbruch 2003 hat viele enttäuscht – zu Recht! Wenn eine Streikleitung von den Streikkoordinationen an den Dienststellen gewählt wird, und sich die zentrale Streikleitung mit den Streikenden aus den Dienststellen absprechen muss, ist die Gefahr geringer, dass es wieder zu vorschnellen und falschen Entscheidungen kommt. Über alle Schritte im Arbeitskampf müssen die Beschäftigten entscheiden. Live-Übertragungen der Verhandlungen sind technisch leicht umzusetzen. Zu Fragen von Unterbrechung oder Fortsetzung eines Streiks, Annahme oder Ablehnung eines Angebotes müssen Urabstimmungen entscheiden!
Melde dich!
… wenn du diskutieren willst, wie es weiter gehen kann! Komm zu einem Treffen, wenn du dich für klassenkämpferische sozialistische Politik interessierst. Werde mit uns aktiv für den Aufbau einer echten ArbeiterInnenpartei und für kämpferische Gewerkschaften. Die SLP ist eine von allen etablierten Parteien unabhängige Organisation von Beschäftigten und Arbeitslosen, Jungen und Alten, Menschen aus verschiedensten Ländern. Mach mit!