Di 14.11.2017
Dieses Jahr im August wurde der zweimalige Olympiasieger im Judo wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe an Minderjährigen in Kiew in Untersuchungshaft gesteckt. 1991 wurde er bereits wegen einer Gewalttat schuldig gesprochen, seit 2015 wurde wegen sexueller Übergriffe wieder gegen ihn ermittelt und 2016 schließlich der Haftbefehl gegen ihn erlassen. Neben Peter Seisenbacher gibt es zahlreiche vergleichbare Vorfälle im Spitzen- und Vereinssport. 2016 wurden von fünf englischen Profifußballern Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Trainer Barry Bennell erhoben - wegen sexueller Straftaten. Es zeichnet sich eine bestimmte Verhaltensstruktur ab: Im Sport, wo regelmäßig Höchstleistungen gefordert werden, nutzen TrainerInnen ihre Machtstellung aus. Sie setzen sich mit Beschimpfungen, Drohungen und Gewalt gegen ihre Schützlinge durch. Sie lassen ihren Frust an verlorenen Wettkämpfen an den Auszubildenden aus. Hierbei wird oft das mit dem Sport verbundene Gefühl der Freude, des Dabeiseins und der Freiheit der Autorität des/der TrainerIn untergeordnet. SportlerInnen aus Teamsportarten leiden verstärkt darunter, weil Opfer innerhalb des Teams und ihres sozialen Umfelds kein schlechtes Wort über TrainerInnen verlieren können. Vereine und deren Sponsoren wollen Leistungen sehen - wie diese erreicht werden, spielt dabei oft keine Rolle. Nicht nur im Leistungssport, sondern auch in anderen Bereichen der Gesellschaft - Schulen, Arbeit oder Musikbranche - ist diesem Leistungsgedanken alles untergeordnet. Es wird nicht auf die Schicksale der Betroffenen Rücksicht genommen, sondern versucht, so viel Leistung oder Prämien aus ihnen herauszuschlagen wie möglich. Dieses Sportverständnis spiegelt die Ideologie der Gesellschaft, des Systems, wider: Es ist der Elite nicht rentabel genug, dass sich SportlerInnen wohlfühlen, stattdessen werden ihre Ambitionen für persönliche Bereicherungen benützt. Es wird Zeit für ein menschenwürdiges System, ohne despotische Willkür, ohne unantastbaren Leistungsgedanken und ohne Gewalt.