Fr 15.06.2012
In regelmäßigen Abständen attackiert die FPÖ einen Kindergarten mit geschlechtssensiblem Schwerpunkt in Wien 15. Per Aussendungen wurden alle Haushalte im Bezirk im Oktober 2011 vor dem „Gender-Experiment“ gewarnt, und in der Gratiszeitung Heute wurde im Februar die Kritik der FPÖ an der Förderung für den „schrägen“ Kindergarten abgedruckt.
Die Hetze der FPÖ gegen geschlechtssensible Ansätze in der Kleinkindpädagogik ist Teil ihrer Ideologie, die auch von Barbara Rosenkranz in ihrem Buch „MenschInnen. Gender Mainstreaming – auf dem Weg zum geschlechtslosen Menschen“ dargelegt wird und die Gefahr der Auslöschung des biologischen Geschlechts heraufbeschwört. Mit einer Frauen-heim-zu-Kind-und-Herd-Propaganda ist die Hetze gegen Homosexuelle, gegen nicht-österreichische Kinder und gegen Feministinnen verbunden, die auch Verbindungen zur Väterrechtsbewegung hat. Ziel ist, dass Mädchen und Buben von klein an auf die ihnen zugeschriebenen Rollen als fürsorgliche Versorgerinnen und durchsetzungsstarke Ernährer vorbereitet werden.
Leider wird ein erweitertes Rollenbild für Mädchen und Buben in Kindergärten viel zu wenig ermöglicht. Mädchen und Buben sollen eine Individualität abseits eines engen Rollenschemas entwickeln können: Nicht nur Prinzessin sein dürfen, sondern auch Superheldin, als Bub eine Puppe haben dürfen und nicht nur mit Bausteinen spielen können und Möglichkeiten zulassen, aus denen auch Neues, Unerwartetes entstehen kann. Sandra Haas, die Leiterin des geschlechtssensiblen Kindergartens „fun & care“ weist darauf hin, dass auch die Personalstruktur wichtig ist, damit Kinder männliche und weibliche Vorbilder haben können. Derzeit liegt der Männeranteil in Österreichs Kindergärten bei nur 0,6 %.
Nötig sind eine Aufwertung von Ausbildung und Beruf (Anhebung der Gehälter, mehr Vorbereitungszeit, Verkürzung der Arbeitszeit) und eine Aufwertung der geschlechtssensiblen Pädagogik in der Ausbildung sowie mehr Ressourcen, um diese Ansätze im Kindergartenalltag leben zu können.