Kämpferische Töne bei Protestaktion der Chemiebeschäftigten

"Die Inflationsrate ist die Nulllinie bei Verhandlungen!"
Sebastian Kugler

Streikdrohungen und Aufforderungen, bei Betriebsversammlungen Streikkomitees zu bilden, hört man selten von der Bühne bei Gewerkschaftskundgebungen. Doch bei der Protestkundgebung am 3.5. anlässlich der Chemie-KV-Verhandlungen war die Stimmung kämpferisch – selbstgemalte Transparente und Schilder zeigten, dass die Wut an der Basis und die Bereitschaft zur Aktivität groß ist. Der MetallerInnenstreik vom letzten Jahr wurde als erfolgreiches Beispiel hergenommen. Auch wenn durch den vorzeitigen Streikabbruch die Gewerkschaftsführung die Basis hintergangen hatte und mehr drin gewesen wäre – der Streik blieb im Gedächtnis als effektives Mittel, um Lohnforderungen durchzusetzen. Die Ankündigung, bei der Inflation von 3,2% die Nulllinie zu ziehen und von da ab zu verhandeln, zeugt ebenfalls von dem Druck auf die Gewerkschaft, einen kämpferischen Kurs zu fahren. Die Forderung der Gewerkschaft liegt bei 5,8% - und das muss nun durchgesetzt werden! Hohe Anfangsforderungen, die nur aus tatkischen Gründen gestellt werden, um am Ende knapp über der Inflationsrate zu liegen, können wir uns nicht leisten. Wir brauchen die 5,8%!

Nächste Woche sollen Betriebsversammlung im ganzen Chemie-Bereich stattfinden, auf denen Streikkomitees gewählt werden sollen. Diese Komitees sollten aus aktiven ArbeiterInnen und Gewerkschaftsmitgliedern bestehen. Sie sollten jederzeit abwählbar und rechenschaftspflichtig sein, damit die Führung nicht hinter dem Rücken der streikenden Belegschaft einen faulen Kompromiss aushandelt.Wichtig ist auch eine Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis - es geht um die Löhne und Gehälter der Chemiebeschäftigten: also müssen sie auch entscheiden, ob sie mit einem Verhandlungsergebnis einverstanden sind, oder zu Kampfmaßnahmen greifen wollen.

Bei der Kundgebung wurde ein geleaktes Mail eines Kärntner Unternehmer verlesen, in dem er andere UnternehmerInnen dazu auffordert, „die doch einfach streiken zu lassen und dabei selbst ganz ruhig zu bleiben“. Das zeigt leider, wie wenig Angst, die Unternehmer zur Zeit vor der Kampfkraft der Gewerkschaften haben. Es war richtig, diese Mail als anzunehmende Einladung zum Streik zu verstehen – Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die nächsten Rundmails der Unternehmer voller Angst vor fortgesetzten und kämpferischen Streiks sind!