Mi 21.12.2011
Der Tod des langjährigen stalinistischen Diktators von Nord Korea bedeutet keine Befreiung für die ArbeiterInnen des Landes. Sie litten viele Jahre lang unter japanischer Besatzung (1905-1945), dann während des Koreakrieges (1953-1955) und viele, viele Jahre unter der äußerst skrupellosen stalinistischen Herrschaft. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlitt die Wirtschaft Nord Koreas einige Rückschläge und es wird geschätzt, dass mehr als zwei Millionen Menschen während der Hungersnöte Ende der 1990er Jahre ihr Leben ließen. Nord Korea gehört heute zu den ärmstem Ländern der Welt. Dabei lag das Pro-Kopf-Einkommen bis weit in die 1970er Jahre hinein über dem in Süd Korea.
Die stalinistische Herrschaft in Nord Korea hängt der sogenannten Chuch’e-Ideologie von der „wirtschaftlichen Selbstständigkeit“ an. Der Norden ist für die Lebensmittelproduktion ungeeignet, weil es dort bergig und kalt ist. Allerdings hat der Boden einiges an Mineralien zu bieten, darunter auch einige der selteneren Sorten. Die chinesische Regierung hofiert das derzeitige Regime, weil es ihr relativ leichten Zugang zu diesen Bodenschätzen gewährt und zudem bietet Nord Korea sich als eine Art Stoßdämpfer an. Sollte es Nord Korea einmal nicht mehr geben, so würde China direkt an ein Land grenzen, in dem sich ein großes Kontingent an US-amerikanischem Militär befindet.
Für Japan und Süd Korea ist die Existenz des stalinistischen Regimes zwar wenig komfortabel, aber sie liefert stets eine dienliche Erklärung für die schamlose Ausweitung der eigenen Militärausgaben. Eine der militärischen Trumpfkarten Nord Koreas ist der Besitz der Atombombe. Diese macht zwar den Anschein ziemlich primitiv zu sein und den US-amerikanischen Nuklearbomben in ihrer frühen Entwicklungsphase zu ähneln. Wahrscheinlich ist sie auch zu groß, um von einer Trägerrakete positioniert werden zu können, doch nach dem Einmarsch der USA in den Irak führten die Nord Koreaner zwei Atombombentests durch, um der Welt zu zeigen, dass man ebenfalls im Besitz der Bombe ist. Die großen nord-koreanischen Landstreitkräfte sollen das Land verteidigen und vor allem die Bevölkerung unterdrücken. Eine nennenswerte Luftwaffe oder Marine gibt es nicht.
Der größte Teil der Staatsausgaben in Nord Korea geht in den Militärapparat. Und dies wird sich auch nicht ändern. Der neue Führer Kim Yong Un ist jung und es besteht kein Zweifel, dass der Militärrat die Zügel der Macht fest im Griff halten wird. Wenn sie nicht aufgrund von internen Meinungsverschiedenheiten ins Taumeln geraten, dann können sie für längere Zeit die Macht behalten. Das Regime hat bereits gezeigt, dass es sehr hartnäckig sein kann. Das Land wurde effektiv isoliert und die Führung hat jede unabhängige Aktivität der Arbeiterklasse schonungslos unterdrückt.
Für die ArbeiterInnen ist das Leben in Nord Korea ein Alptraum: ein harter Kampf ums Überleben in einem Land, in dem es bei extrem niedrigen Wintertemperaturen nahezu keine Heizungen gibt, gar kein oder nur sehr schlechtes Essen und beinahe keinen Strom (häufig gibt es je Wohnung nur eine Steckdose). Für ArbeiterInnen wäre das Leben schon dann anstrengend, wenn man die entsetzliche Repression, die Internierungslager, die Kontrolle über die Familien und in den Betrieben, das völlige Fehlen an Information (Handys und Internet sind verboten) und die allgegenwärtige Geheimpolizei außen vor lassen würde.
Der Tod dieses Tyrannen nun bietet den Vertretern des Kapitalismus wiedermal eine Rechtfertigung, um die Ideen des Sozialismus in den Schmutz zu ziehen, anstatt die brutale Realität auszusprechen, dass dieses Regime zu den schrecklichsten und unterdrückerischsten gehört, die sich diesen Begriff jemals zu Nutze gemacht haben. Das CWI (Komitee für eine ArbeiterInneninternationale, dem in Österreich die SLP angehört) steht für den Kampf zur Überwindung der brutalen, korrupten und stalinistischen Dynastie als Bestandteil des internationalen Kampfes der Massen zur Beendigung von Armut, Unterdrückung, Diktatur und Konflikten, welche die Region Asien bestimmen. Ein solcher Kampf zur Etablierung einer ArbeiterInnendemokratie und von echtem Sozialismus in Korea, der auf der demokratischen Kontrolle der Regierung und der Planung der Wirtschaft basiert, mag momentan scheinbar in weiter Ferne liegen. Doch genau wie das Fußballnationalteam Nord Koreas, so schaffen es auch die ArbeiterInnen immer wieder zu überraschen.