Fr 08.07.2011
Das Wiener Sophienspital im siebenten Bezirk soll geschlossen werden. Das „Spitalskonzept 2030“ der Wiener Stadtregierung sieht diese und weitere Schließungen und Kürzungen im Gesundheitswesen vor. Das wird freilich in diesem Konzept nicht beim Namen genannt, sondern als „Übersiedlung“ bezeichnet und als Verbesserung dargestellt.
Vor dem Sophienspital hat die SLP deshalb am Mittwoch, 6.7.2011 eine lautstarke Protestaktion abgehalten.
Aufdecken der Schönfärberei
Wir haben mit Reden und Flugblättern informiert. Auf unserem Flugblatt waren die wichtigsten Tatsachen angeführt, die hinter dem sogenannten „Spitalskonzept 2030“ der Wiener Stadtregierung stecken, nämlich Schließung von zwei Spitälern, Abschaffung des vollstationären Betriebs am Wochenende und nachts sowie die Einsparung von 28 Millionen Euro im Wiener Spitalswesen. Wir haben weit hörbar über Hintergründe und Widersprüche des Spitalskonzeptes informiert. Wir haben über die explodierenden Kosten (dzt.825 Millionen Euro) für das größenwahnsinnige Krankenhaus-Nord-Projekt gesprochen und in Reden und Interviews darauf aufmerksam gemacht, dass hinter dem „Spitalskonzept 2030“ höchst profitable Millionenaufträge für Baukonzerne und große Architekturbüros stecken, während auf der anderen Seite für die Erhaltung kleinerer, gut funktionierender Krankenhäuser kein Geld da sein soll.
Auf dem Flugblatt und in lautstarken Reden haben wir klargemacht, dass wir gegen Kürzungen im Gesundheitswesen kämpfen, mit denen Regierende die Kosten der Krise auf ArbeitnehmerInnen, Arbeitslose und Jugendliche abwälzen, während Reiche immer reicher werden und sich Privatbehandlungen leisten können. Auf einer Tafel haben wir ein kleines „Wörterbuch“ angeführt, in dem erklärt ist, was hinter den irreführenden Begriffen steckt, die die Wiener Stadtregierung in ihrer Propaganda verwendet.
- „effiziente Verweildauer“ = Abwälzung der Pflege auf Frauen
- „Übersiedlung“ = Schließung
„Es ist so schade und traurig, dass dieses gute Krankenhaus zugesperrt wird!“
...bekamen wir zu hören. Wir haben zahlreiche, teilweise ausführliche Gespräche mit PassantInnen und Beschäftigten geführt. Dabei hörten wir Beschwerden über die irreführende, teure Werbekampagne der Stadtregierung für das „Spitalskonzept“, über unzureichende Information, über eine Politik, in der die Menschen nicht zählen und über mangelnde Anerkennung von engagierter Arbeit sowie Sorge über Verschlechterungen in der Gesundheitsversorgung zugunsten von Profiten. Es gab reges Interesse von Beschäftigten, die sich in ihrer Besorgnis bestätigt fühlten. Wir haben erfahren, dass PatientInnen mit dem Sophienspital ausgesprochen zufrieden sind, dass dieses Krankenhaus in Umfragen seit Jahren an erster Stelle auf der Beliebtheitsskala rangiert. Die Beschäftigten erhalten nun als „Anerkennung“ für ihre Arbeit das Aus für das Krankenhaus. Wir haben in Gesprächen den Eindruck bekommen, dass der Propaganda der Stadtregierung nicht geglaubt wird. Dass die Versorgung für PatientInnen besser wird, dass keine Arbeitsplätze gestrichen werden und überhaupt alles besser wird durch die Schließung kleinerer Spitäler, das will hier niemand so recht glauben.
Vorschläge für Widerstand statt Resignation
Wir haben in Gesprächen darauf aufmerksam gemacht, dass BetriebsrätInnen und Gewerkschaft aktiv Widerstand organisieren können - grad auch weil die Beschäftigten massiv unter Druck stehen. Wir haben darauf hingewiesen, dass diese Angriffe uns alle angehen, weil wir auch alle betroffen sind. Wir haben die Notwendigkeit des Einbindens von PatientInnen betont und gemeinsamen Widerstand gefordert, weil nur gemeinsamer Widerstand erfolgreich sein kann. Viele haben zugestimmt und Interesse bekundet, mitzumachen.