Sa 12.02.2005
Malcolm X wurde am 29. Mai 1925 in Nebraska geboren. Armut und Rassismus prägten seine Kindheit. Als Jugendlicher versuchte er sich als Kleinkrimineller in Boston und New York. Im Gefängnis kam er in Kontakt zur „Nation of Islam”. Er konnte sich allerdings erst nach längerem Zögern „Allah unterwerfen”, wie dies von Elijah Muhammed, dem selbsternannten Botschafter Allahs, verlangt wurde. Für Malcolm war die „Unterwerfung unter Allah” Bedingung dafür, sich einer Gesellschaft gegenüber, die ihn tief in die Gosse gestoßen hatte, wieder aufzurichten. Im weiteren Verlauf seiner Entwicklung sollte sich die Religion noch als Hemmschuh herausstellen.
Die „Nation of Islam”
Die „Nation of Islam” war eine obskure, reaktionäre Sekte. Sex außerhalb der Ehe war ebenso wie eine Mischung der „Rassen” verboten. Frauen hatten sich unterzuordnen. Autoritäten waren anzuerkennen (auch weiße bzw. staatliche), solange sie nicht direkt zu Handlungen gegen die Lehren der „Nation of Islam” aufforderten. Armut wurde als „Tugend vor Allah” gepriesen.
Als einziges Ziel wurde die Schaffung eines eigenen schwarzen Staates angestrebt. Hatten noch in den 1930ern einige Bundesstaaten schwarze Bevölkerungsmehrheiten, so hatte sich das bis in die 1950er geändert, da Millionen Schwarze in die Ghettos der großen Städte im Norden gezogen waren, um dort Arbeit zu finden. Einem schwarzen Staat war die Grundlage entzogen, da ein aus dutzenden Großstadtghettos bestehender Staat wohl kaum lebensfähig wäre. Die Führung der „Nation of Islam” argumentierte hingegen, dass das „jüngste Gericht” unmittelbar bevor stünde und im Zuge dessen, die „weißen Teufel” ausgerottet würden.” Vergessen wurde dabei, dass Elijah Muhammed dieses Ereignis bereits für 1936 vorhersagte und es offenkundig ausblieb.
Konflikte zwischen Malcolm X und der „Nation of Islam”
Malcolm X ist schnell zu Elijah Muhammeds wichtigstem Mann geworden. Malcolm X wurde landesweit bekannt, als er eine Demonstration vor einem Wachzimmer, in dem ein Mitglied der „Nation of Islam” misshandelt wurde, organisierte, der sich tausende Schwarze anschlossen.
Der ausschweifende Lebenstil von Elijah Muhammed führte zu einer Entfremdung zwischen Malcolm X und Elijah Muhammed. Mit dem Erstarken der schwarzen Bürgerrechtsbewegung verschärften sich die Konflikte zwischen den beiden. Muhammed untersagte jegliche politische Tätigkeit, da er um Steuervorteile als Religionsgemeinschaft fürchtete. Malcolm X wollte sich nicht länger auf das jüngste Gericht vertrösten lassen. 1964 verließ er die „Nation of Islam”, nach dem er zuvor bereits Redeverbot erteilt bekommen hatte.
Das letzte Jahr des Malcolm X
In seinem letzten Lebensjahr reiste Malcolm X viel und begann dabei neue politische Ansätze zu entwickeln. Er orientierte auf sozialistische (in Wahrheit stalinistische) Bewegungen in Afrika, China und Kuba und versuchte schwarze Selbstverteidigung zu organisieren. Mit seinen markigen Sprüchen zur Selbstverteidigung und zum Zusammenhang zwischen Rassismus und Kapitalismus wurde er unter jungen Schwarzen endgültig zum Star. Malcolm X befand sich ideologisch auf dem Weg in Richtung Revolutionär. Dort sollte er jedoch niemals ankommen.
Das Erbe Malcolm X’
Am 21. 2. 1965 wurde Malcolm X bei einem öffentlichen Auftritt erschossen. Die Schwarzen Amerikas hatten einen Anführer verloren, der nicht nur intelligent, eloquent und konsequent war, sondern sich im Gegensatz zu vielen anderen nicht korrumpieren ließ. Darüber hinaus gelang es ihm durch sein Wirken in seinem letzen Lebensjahr eine Generation von schwarzen KämpferInnen auf den Sozialismus zu orientieren und „vererbte” ihr ein neues Selbstbewusstsein, vor allem in Bezug auf Selbstverteidigung.
Eine Gruppe kalifornischer Jugendlicher begann mit dem Aufbau der Black Panther Party for Selfdefense (Schwarze Panther Partei für Selbstverteidigung). Diese Partei war von Beginn an klarer in ihrem Programm als Malcolm X. Bobby Seale, einer der Gründer, führte in einer seiner Reden recht treffend aus: “Wir bekämpfen den ausbeuterischen Kapitalismus nicht mit einem Kapitalismus der Schwarzen, sondern wir bekämpfen den Kapitalismus wesentlich durch Sozialismus. (...) Die Menschen aller Farben in der Arbeiterklasse müssen sich gegen die ausbeuterische, bedrückende herrschende Klasse zusammentun. (...) Wir meinen, dass unser Kampf ein Klassenkampf ist, aber kein Rassenkampf.”
Dass diese Partei später an massiver Polizeirepression und auch zunehmender ideologischer Verwirrung zerbrach, ist nicht Malcolm X anzulasten. Trotz aller Widersprüchlichkeit gilt Malcolm X auch heute noch zu recht als hervorragender Kämpfer für die Freiheit - nicht nur der Schwarzen in den USA.