Mi 06.10.2010
Zwei kleine Zwillings-Mädchen wurden heute, den 6. Oktober 2010 um 7.00 Uhr gemeinsam mit ihrem Vater von Polizisten aus ihrer Wohnung in Wien Meidling im „Freunde Schützen Haus“ geholt und weggebracht. Sie sollen in den Kosovo abgeschoben werden. Die Rechtsvertreterin der Familie wurde aufgefordert, die Kinder zu übergeben und musste erst ersuchen, dies dem Erziehungsberechtigten zu überlassen. Die Mädchen wurden in Abwesenheit ihrer Mutter abgeholt. Sie befindet sich nach einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus. Die Rechtsvertreterin der Familie, Karin Klaric vom Verein Purple Sheep wurde von ihren Klienten getrennt. Die aufrechten, schriftlich vorgelegten Vollmachten wurden nicht anerkannt und nicht angenommen. Der Kommentar des Leiters der „Amtshandlung“: „Ich bin nicht die Einlaufstelle der Fremdenpolizei“. Die Annahme der zusätzlich mündlich vorgebrachten Vollmacht wurde ebenfalls nicht akzeptiert, weil die Frau Klaric keine niedergelassene Rechtsanwältin sei. Erst auf ihr Ersuchen wurde eine Polizistin in die Wohnung geschickt, nachdem die männlichen Polizisten die Kinder zum Aufstehen und Ankleiden aufgefordert hatten. Die völlig integrierte und unbescholtene Familie lebt seit über fünf Jahren in Österreich. Der Vater wurde von Polizisten umringt, um die Kommunikation mit seiner Rechtsvertreterin zu verhindern. So abgetrennt, redeten die Polizisten auf den Vater ein, dass er nun in den Kosovo fliegen müsse. Der Rechtsvertreterin wurde es schwer gemacht, die Situation deeskalierend und halbwegs ruhig und erträglich für die Kinder zu halten. Sie musste mehrmals betonen, dass hier niemand versteckt wird, alle vorschriftsmäßig gemeldet sind, niemand zu flüchten versucht und niemand sich der Amtshandlung gewaltsam widersetzt. Dennoch drang eine unverhältnismäßig große Anzahl von Polizisten in die Wohnung ein. Vor den Mädchen, die fließend Deutsch sprechen und verstehen, ließen die Beamten abfällige Bemerkungen über die Krankheit der Mutter fallen. Gleichzeitig betraten Polizisten eine andere Wohnung, um eine andere dort wohnende Familie zu kontrollieren und zu durchsuchen. Auf die Frage, was mit der Mutter geschehen werde, antwortete die Polizei: „Um das werden wir uns schon kümmern.“ Es ist nun zu befürchten, dass entweder die psychisch kranke Frau aus dem Spital geholt und abgeschoben wird oder Vater und Kinder von der Mutter getrennt und abgeschoben werden, ohne dass sie sich verabschieden oder ihre Mutter auch nur verständigen können. Die Verweigerung der Anerkennung der Vollmacht führte auch dazu, dass die Rechtsvertreterin ihre Klienten nicht begleiten konnte. Sie wurde darauf verwiesen, dass sie ihre Klienten am Samstag besuchen könne – wohlwissend, dass sie bis dahin schon in den Kosovo geflogen sein werden. Mehrere Freunde und solidarische Menschen, darunter auch ein SLP-Mitglied, sowie Medienvertreter waren bei oder unmittelbar nach dieser unmenschlichen Aktion anwesend und konnten sie dokumentieren. Sie alle sind schockiert.