Fr 02.07.2010
…teuer, kriminell, integrationsunwillig... So die gängigen Vorurteile bzw. bewusst geschürten Lügen. Die sich allerdings bestenfalls mit manipulierten Statistiken "beweisen" lassen.
…praktisch! Nämlich für Ultra-Ausbeutung. Eine Gruppe von verzweifelt nach Arbeit suchenden Menschen ohne Rechte. Da gibt's keine lästigen Kündigungsfristen, keine Kollektivverträge, kein Aufmucken. Sie können als TagelöhnerInnen zu Hungerlöhnen beschäftigt werden, ganz wie es der Markt verlangt. Und weil die österreichischen Beschäftigten um die billige Konkurrenz wissen, sind sie auch bereit, billiger zu arbeiten.
…Sündenböcke. Leicht lässt sich mit den paar AsylwerberInnen von Wesentlichem ablenken. Hat die Regierung keine Antwort auf die explodierende Arbeitslosigkeit, wird flugs über das "Asylproblem" debattiert. Will die FPÖ von ihrem ultra-rechten Rand ablenken, bricht sie eine Diskussion über die "integrationsunwilligen Ausländer" vom Zaun. Braucht die Regierung ein Argument für die Aufrüstung von Polizei und Heer, um gegen künftige Arbeitskämpfe gerüstet zu sein, erscheint rasch eine Studie, die die "Sicherung der Außengrenzen" fordert. Zwischen Fekter und Faymann ist der Unterschied minimal. Die scheinbare SPÖ-Betroffenheit angesichts des "Falles Zogaj" ist verlogen - hat die SPÖ doch allen gesetzlichen Verschlechterungen für Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft zugestimmt.
…v.a. aber Menschen! Das vergessen wir angesichts der nackten Zahlen oft. Menschen aus Kriegsgebieten, aus Regionen, die durch profitgierige Konzerne zerstört wurden, Menschen die ums nackte Überleben kämpfen. Es sind Frauen, die vergewaltigt wurden. Männer, die vor Krieg und Hunger geflüchtet sind. Junge Menschen, die für sich und ihre daheim gebliebene Familie die einzige Hoffnung auf eine menschenwürdige Zukunft sind. Familien, die mit nichts als dem allernötigsten geflüchtet sind, um am Leben zu bleiben. Menschen, die hier eingesperrt und pauschal verurteilt werden. Denen grundlegende Rechte verweigert werden. Hinter jeder Zahl steht ein dramatisches menschliches Schicksal. Die Familie Zogaj ist nur eines von sehr, sehr vielen ähnlichen Beispielen. Das Verbrechen, dass sie begangen haben ist, eine bessere Zukunft für sich und ihre Familie zu wollen. Wenn das ein Verbrechen ist, dann gibt es auf diesem Planeten sechs Milliarden Verbrecher. Willkommen im Club!