Mo 17.05.2010
Die Auswirkungen des Vulkanausbruches auf Island im April haben zu Chaos geführt. Sie haben die Unfähigkeit des Kapitalismus aber auch die Solidarität der Menschen gezeigt. Sonja Grusch schreibt als Betroffene, die per Autostop, Fähre und Bahn von London nach Wien reisen musste.
Einerseits: Kapitalistisches Chaos und Geschäftemacherei
Weil das Transportwesen nationalstaatlich organisiert ist bzw. in unterschiedliche – konkurrierende – Unternehmen aufgespaltet ist, gab es keinen internationalen Plan zur Unterstützung der gestrandeten Passagiere. Sie erhielten keine Informationen außer „Flug gestrichen”. Sie wussten nicht, wo schlafen, wie heimkommen. Viele hatten auch nicht das Geld, um sich Ersatztransportmittel selbst zu organisieren. Wer auf eigene Faust von England auf den Kontinent reiste, musste von der Fähre in Calais zum Bahnhof lange gehen – Busse gab es nicht. Dafür fuhren leere Busse von Calais nach Brüssel, anstatt die Leute aus der Fähre mitzunehmen. SchülerInnengruppen, die in London gestrandet waren berichten von explodierenden Hotelpreisen. Die ÖBB hat Rekordumsätze. Ein fettes Zusatzeinkommen mit dem Leid der Menschen. Denn ob bzw. wie viel sie von den Fluglinien zurückbekommen ist ungewiss. Diese und die Versicherungen werden versuchen, die Kosten auf die Passagiere oder den Staat abzuwälzen.
Andererseits: Menschliche Solidarität
In krassem Gegensatz dazu stehen die unzähligen Beispiele von Solidarität. Menschen, die auf Flughäfen gehen, um gestrandeten Passagieren Bett und Dusche bei sich zu hause anzubieten – unentgeltlich. Die vielen AutofahrerInnen, die stoppende Menschen, die nur mehr heim wollten mitnahmen. SchaffnerInnen, die angesichts von Passagieren ohne Geld ein Auge zudrückten, auch auf die Gefahr hin, dafür Probleme zu bekommen.
Wie es auch gehen könnte
Vulkanausbrüche können wir in einer sozialistischen Gesellschaft natürlich nicht verhindern. Aber in einem verstaatlichtem und gesamtgesellschaftlich organisierten Transportsystem das sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, könnte die Situation viel schneller und besser gemanaged werden. Es gäbe umfassende Information über die Situation und die verschiedenen Möglichkeiten. Passagiere würden von den Flughäfen abgeholt und in Hotels gebracht werden und es würde sichergestellt dass jene, die wirklich reisen müssen, so rasch wie möglich weiter kommen. Keiner hätte Angst um seinen Job. Züge, Busse und Fähren könnten koordiniert und Kapazitäten umgeschichtet werden, weil sie nicht konkurrieren. Es würde sichergestellt, dass die Menschen vor LKWs mit unwichtigen Gütern transportiert werden. Und dass die privaten Transportunternehmen nicht plötzlich ihre Preise anheben um Extra-Profite zu machen, sondern dass den gestrandeten Passagieren keine extra Kosten entstehen.
Dieses Beispiel muss von GewerkschafterInnen und SozialistInnen aufgegriffen werden um ein Ende der Privatisierungen zu fordern. Es braucht ein verstaatlichtes Transportsystem und die internationale Planung des Transportwesens. Und das Beispiel zeigt die Notwendigkeit einer anderen Gesellschaft – einer sozialistischen Gesellschaft, wo die Bedürfnisse der Menschen und nicht Profite im Zentrum stehen.