Di 10.10.2006
Der Berliner Wahlkampf war - im Gegensatz zum österreichischen - von realen Aussichten auf einen Einzug der WASG in den Berliner Senat geprägt. Ganz Berlin war mit WASG-Plakaten dekoriert, an fast jeder Ecke lächelte einem die Spitzenkandidatin Lucy Redler zu und die Berliner Zeitungen berichteten beinahe täglich über den Wahlantritt der WASG.
Diese mediale Präsenz und die damit verknüpfte Hoffnung den Einzug zu schaffen, spiegelte sich auch in der allgemeinen Wahlkampf-Stimmung wieder. Bei meiner Ankunft in Berlin befanden sich die AktivistInnen der WASG schon über mehrere Wochen in einem anstrengenden Wahlkampf. Dennoch vermittelten sie den Eindruck unermüdlich und hochmotiviert zu sein. Ein Stimmungshoch, das sich auch auf mich übertrug und durch Gespräche mit PassantInnen bei Infotischen verstärkt wurde. WASG war den meisten BerlinerInnen nicht nur ein Begriff, sondern sogar Auslöser heftiger Debatten zwischen den PassantInnen. Diskutiert wurde meistens nicht - wie man/frau vermuten könnte - über Abschiebepolitik oder das "AusländerInnen-Problem", sondern über Sozialabbau, Wohnungsverkäufe und die eigenständige WASG-Kandidatur. Alles in allem folglich ein interessanter Berliner Wahlkampf, der vielleicht in Zukunft auf ähnliche Weise in Wien stattfinden wird.