Der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen im Sozialbereich und gegen geschlechtsspezifische Gewalt gehören zusammen!

Lies hier die Statements von Beschäftigten aus dem Sozialbereich:

Kindergartenstreik 2023

Katja

Michi

Julia

Anja

Jan

Katja Straka, Betreuerin in der offenen Jugendarbeit:

„Es braucht Druck auf die Politik für mehr Geld, nicht nur für mehr Gehalt und Reduktion der Arbeitszeit sowie auch für mehr Personal, sondern auch um Angebote ganzjährig anbieten zu können! Unter anderem weil Probleme nicht für ein halbes Jahr verschwinden. Außerdem sorgt das auch für stabilere Teams – die dann die Menschen, die sie betreuen auch schon kennen.Lernen wir deshalb von der “Initiative Sommer-packet“ im Wohnungslosenbereich und schließen uns zu einer ”Initiative Winterpaket” für die offene Jugendarbeit zusammen.”

 

Michael Gehmacher, Betriebsrat im Wiener Samariterbund - WSD und im großen Verhandlungsteam beim SWÖ-KV:

"Lieber Streik als schlechten Abschluss! Die Situation für viele Kolleg*innen ist sehr schwierig. Das Leben ist nach wie vor sehr teuer, das spüren vor allem die Kolleg*innen in den niedrigen Verwendungsgruppen. Eine aktuelle Studie beweist: auch die Überlastung ist enorm gestiegen. Eine deutliche Lohn-und Gehaltsverbesserung und eine Arbeitszeitverkürzung muss diesmal erreicht werden. Ohne deutliche Verbesserungen bei Arbeitszeit, Urlaub und Bezahlung darf es keinen Abschluss geben. Höchstwahrscheinlich wird es nicht ohne Streiks gehen. Viele Kolleg*innen sind streikbereit, dort wo es Schwierigkeiten gibt soll die Gewerkschaft mit niederschwelligen Streikschulungen unterstützen, streikerfahrene Kollg*innen könnten bei Betriebsratstreffen und ähnlichem mit Tipps helfen. Am Ende der KV-Verhandlungen muss es eine Urabstimmung geben"

 

Julia Hauzmayer, Verwaltungsangestellte in einer Gesundheits- und Sozialberatungsstelle:

„In den SWÖ Kollektivvertragsverhandlungen redet sich die Arbeitgeber*innenseite wieder mal darauf aus, dass Fördergeber*innen Erhöhungen ja vielleicht nicht abgelten würden und meint verhöhnend, eine reine Inflationsabgeltung sei ja bereits “attraktiv”. Währenddessen spüren die Kolleg*innen noch immer die Teuerung der letzten Jahre und die Auswirkungen der prekären Projektfinanzierungen. Befristete Verträge, Arbeitsüberlastung, Personalmangel, Unsicherheit der bezahlten Stunden. Deshalb wäre eine starke und kämpferische Gewerkschaft hinter den Betrieben und Einrichtungen umso wichtiger, um sich auch politisch für eine Ausfinanzierung des gesamten Care-Bereichs einsetzen zu können!

Zum Schutz der Gesundheit und Psyche der Kolleg*innen in unseren Beratungsstellen ist eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und eine Arbeitszeitreduktion unumgänglich. Denn diese Kolleg*innen setzen sich tagtäglich dafür ein, um Klient*innen durch Krisen zu helfen und Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt zu unterstützen. Sie sind es, die mit ihrer Arbeit die Auswirkungen dieses kaputten Systems ausgleichen müssen. Deswegen braucht es einerseits einen organisierten Arbeitskampf im Betrieb und im gesamten Care-Bereich, in welchem überwiegend Frauen der Mehrfachbelastungen ausgesetzt sind. Und andererseits ist es logisch und wichtig, gegen die systemische geschlechtsspezifische Gewalt aufzutreten, die wir als Beschäftigte selbst erleben und in Solidarität mit allen Betroffenen - wir müssen auch gemeinsam am 25.11. auf die Straße gehen!“

 

Anja, Sozialarbeiterin in einem Frauenhaus:

“Arbeitskämpfe, so wie jetzt rund um die SWÖ-Kollektivvertragsverhandlungen, haben insbesondere im Care-Sektor immer auch eine politisch-feministische Dimension. Schon allein deshalb, weil Frauen einen Großteil der Beschäftigten im Sozial- und Pflegebereich darstellen. Unter ihnen sind auch viele migrantisierte Frauen und Alleinerziehende. Frauen, die also mehrfacher Marginalisierung ausgesetzt sind, und nicht selten ohnehin darum kämpfen, sich und ihre Familien finanziell über Wasser zu halten. Trotzdem halten sie dieses System, an dem es an allen Ecken und Enden mangelt, täglich am Laufen. Versuchen unter Einsatz ihrer körperlichen und emotionalen Kräfte, diese Mängel für alle Personen, die sie pflegen, beraten, betreuen, begleiten, auszugleichen. Dabei sollen sie sich dann auch noch bescheiden zeigen und zufrieden sein, mit dem was ihnen die Arbeitgeber*innen bieten. Ein warmes Dankeschön sollte doch eigentlich als Abgeltung dieser Anstrengungen reichen.

Insbesondere im Gewaltschutzbereich zeigt sich diese Doppelmoral doch darin, dass Beschäftigte unter dem Deckmantel des Feminismus über die eigenen Belastungsgrenzen hinausgehen sollen, um Überlebenden geschlechtsspezifischer Gewalt Unterstützung zu leisten. Wo es an der notwendigen Finanzierung mangelt, sollen wir als Individuen Defizite ausgleichen. Dabei ist die Vorstellung, Frauen müssten sich in ihrer Hingabe für andere Menschen selbst ausbeuten, ein patriarchales “tale als old as time“. 

Wirklich feministisch wären hingegen Forderungen nach einer Lohnerhöhung, einer Arbeitszeitverkürzung, sowie mehr personellen Ressourcen im gesamten Sozial- und Gesundheitssektor. Solche Verbesserungen wären auch wichtige Voraussetzung für alle weiblichen Beschäftigten, insbesondere für Mütter, frei von partnerschaftlichen und familiären Zwängen und Gewalt leben zu können.”

 

Jan Millonig, ehem. Pfleger und ISA-Aktivist:

“Im Kampf um Verbesserungen im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich muss uns bewusst sein, dass die Bedürfnisse der Menschen und unsere Daseinsvorsorge in diesem kapitalistischen System immer zu allerletzt stehen. Während der Corona-Pandemie haben die Krankenhäuser nicht mal genug zusätzliche Finanzmittel bekommen, um ihre Verluste auszugleichen, während Firmen und Großkonzerne einfach so fast 50 Milliarden an Steuergeld bekamen. Doch wenn es um unsere Löhne geht, müssen wir um jeden Cent streiten! Das wird in der aktuellen Rezession wieder so sein.

Letztlich werden wir gute Arbeitsbedingungen und eine Versorgung für alle, nur erreichen, wenn wir ein System, wo die Profite einiger weniger Reiche an erster Stelle stehen, überwinden.

Der Rechtsruck in Österreich und weltweit wirft uns hier sicher zurück. Der steigende Rassismus bedroht unsere Kolleg*innen mit Migrations-geschichte. Der aktuelle Genozid in Gaza und wie er in unseren Breiten diskutiert wird, ist da ein konkretes Beispiel... 

Stellen wir uns gegen die Entmenschlichung von muslimischen und arabischen  Menschen und üben Solidarität - nicht zuletzt auch mit den Gesundheitsbeschäftigten in Palästina, die gerade genauso bombardiert werden, wie die restliche Zivilbevölkerung dort!”