So 08.08.2021
• Die Belt and Road Initiative (BRI) ist ein chinesisches geopolitisches Großprojekt und das größte weltweit. Insgesamt sollen bis 2049 durch Pipelines, Autobahnen, Häfen, neue Zugstrecken und sogar Glasfaserleitungen 65 Länder und somit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung durch ein Infrastrukturnetz verbunden werden, dabei sollen auch Grönland, Skandinavien und Arktis-Regionen mit großem Ölvorkommen erschlossen werden.• Anfang 2020 wurde geschätzt, dass die BRI mehr als 35% der globalen Wirtschaft beeinflusst und der Handel an der Neuen Seidenstraße könnte bis zu 40% des gesamten Welthandels ausmachen.• Das soll auch neue Märkte für chinesische Kapitalüberschüsse öffnen. Bisher hat China verglichen mit den USA einen viel kleineren Binnenmarkt. Grund ist der niedrigere Lebensstandard: Der Konsumanteil privater Haushalte am BIP beträgt 39,2% in China, hingegen in den USA 67,9%.• Gemeinsam mit Russland gibt es ca. 150 Projekte zum Ausbau der polaren Seidenstraße. Singapur unterstützt die BRI mit den höchsten Investitionen insgesamt. Auch in Afrika erhoffen sich die dortigen herrschenden Klassen Vorteile für sich. In Süd- und Osteuropa unterstützen neben Griechenland und Kroatien weitere 14 Länder die Neue Seidenstraße.• Im Oktober 2017 wurde die Belt and Road Initiative als Ziel im Statut der chinesischen Staatspartei festgelegt, es ist die zweite außenpolitische Maßnahme, die so eine Bedeutung hat.• In Pakistan - wo es bisher die größten BRI-Investitionen gab - erhält das chinesische Regime für die nächsten 40 Jahre 91% der Einnahmen durch den Gwadar Tiefseehafen. Wie auch in Myanmar und Indonesien führen diese Projekte zu verstärkten nationalen und ethnischen Spannungen sowie Umweltzerstörung und Vertreibungen.• Im November 2019 gründeten die USA gemeinsam mit Australien und Japan als Gegeninitiative zum BRI das "Blue Dot Network", im März desselben Jahres unterstützte Italien als erstes G7 Land die BRI. Dass traditionelle Verbündete der USA in Europa oder Australien gleichsam an der BRI und an den Gegenmaßnahmen teilnehmen, zeigt, wie komplex die geopolitischen Konflikte heute sind, Bündnisse sind wechselnder und v.a. fragiler als nach 1945.