Fr 12.02.2010
VORWÄRTS: Innenministerin Fekter will kranke Zivis nacharbeiten lassen. Was ist davon zu halten?
Moritz Erkl: Das wäre eine weitere Beschneidung unserer Rechte! Fekter beschreibt die geplante Novelle im Zivildienstgesetz als Vorsichtsmaßnahme, mit der verhindert werden soll, dass Zivis ihre Krankheit bloß simulieren. Doch die Ursachen sind nicht etwa in vermeintlicher Faulheit zu suchen. Es liegt an der schlechten Bezahlung, zu langen Arbeitszeiten und dem Vorenthalten elementarer Rechte, die jedeR normale MitarbeiterIn “genießt”! Die Folgen einer entsprechenden Novelle wären verheerend. Zivildiener, die krank sind, würden schließlich, um diesen zusätzlichen Arbeitstagen zu entgehen, krank in die Arbeit kommen. Dies würde auch die Gesundheit der anderen Mitarbeiter gefährden. Der Plan Zivis nacharbeiten zu lassen ist unerhört!
V: Wie ist allgemein die Situation von Zivis?
ME: Trotz einiger Verbesserungen in den letzten Jahren ist die Bezahlung – zwischen 400–600 EUR im Monat, variierend in den verschiedenen Einrichtungen – der Zivildienstleistenden deutlich zu niedrig. Uns wurde sogar die Wahl eines Sprechers verweigert. Je nach Einrichtung werden Zivildiener permanent überwacht, wie im Falle einer Erkrankung. Ständig gibt es Versuche von Seiten der Regierung die wenigen Rechte der Zivildiener weiter einzuschränken.
V: Bei den Beschäftigten im Sozialbereich gibt’s aktuell Kämpfe um die Lohnerhöhung…
ME: Gäbe es eine Verbesserung der Bedingungen im Sozialbereich, welche ja derzeit katastrophal sind, würde sich das langfristig auch für Zivildiener lohnen, da es zu kürzeren Arbeitszeiten und mehr Gehalt führen könnte. Diese Protestaktionen sind ein wichtiges Zeichen und drücken die angestaute Wut aus, die sich durch jahrelange Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und der Kürzungen der Gelder aufgebaut hat. Der logische Schluss daraus ist, dass Zivildiener nur durch den gemeinsamen Kampf mit den Beschäftigten im Sozialbereich Verbesserungen erlangen können.
V: Wie die Situation der Zivis verbessern?
ME: Grundsätzlich müsste es eine Umstrukturierung und Neugestaltung der Rechte der Zivildiener geben. Der erste und auch einer der wichtigsten Punkte wäre die Aufnahme in den Kollektivvertrag. Somit gäbe es eine Garantie, das Zivis dieselben Rechte wie “normale” Angestellte hätten. Derzeit stehen jedem Zivildiener nur 10 Urlaubstage zu. Eigentlich eine Zumutung. Um diese Forderungen durchzusetzen, müssen sich Zivildiener und die Beschäftigten im Sozialbereich zusammenschließen, denn nur durch den gemeinsamen Kampf können Ergebnisse erzielt werden.