Di 28.03.2006
Laut Zivildienstgesetz (ZDG) hat sich die tägliche Arbeitszeit eines Zivildienstleistenden an der durchschnittlichen Arbeitszeit der "normal" Angestellten zu orientieren (ca. 40 Stunden pro Woche). Die Regel sind allerdings Arbeitszeiten von etwa 50 Stunden (Laut ZDG sind bis zu 60 Stunden pro Woche erlaubt - und zwar ohne Zeitausgleich oder Sonderzahlungen). Pro Jahr hat der Zivi 10 Urlaubstage zur Verfügung, Sonderurlaub nur unter Schikanen, Pflegeurlaub überhaupt nicht. Dazu kommt die erbärmliche Bezahlung.
Zivildienst = Hungerlohn
Zum Grundverdienst von 262,90 Euro sollten noch 13,60 Euro Essensgeld pro Tag dazu kommen. Es wird jedoch nur in den seltensten Ausnähmefällen wirklich dieser, laut dem Verfassungsgerichtshof den Zivildienern zustehende Betrag, ausbezahlt. Faktisch bekommt man selten mehr als 6 Euro pro Tag an Verpflegungsgeld. Sich davon zu ernähren ist schlicht unmöglich, aber auch für diesen Fall ist vorgesorgt. Es gibt nämlich auch noch die sehr nahrhafte und gesunde Naturalverpflegung mit ungefähr 500 sättigenden Kalorien zum Mittagessen - dass z.B. ein Krankenwagenfahrer pro Tag um die 3400 Kalorien benötigt ist hierbei natürlich nebensächlich, es geht für die Einrichtungen ja ums Sparen.
Neoliberalismus zerstört Sozialsystem
In den letzten Jahren wurde ein Großteil des Sozialsystems defacto privatisiert - daraus entstand z.B. der "Fond soziales Wien" - und die bestehenden Sozialleistungenwurden massiv verschlechtert. Die Sozialeinrichtungen bekommen dadurch weniger Geld und sind gezwungen zu sparen. Darunter leiden nicht nur die hilfsbedürftigen Menschen, sondern auch Zivildiener, sowie "normal" Angestellte KollegInnen. Nicht zuletzt aufgrund dieser Sparpolitik werden "Zivis" gezielt als Lohndrücker eingesetzt. Das Geld, das ein Zivildienstleistender die Einrichtung kosten würde, wird hauptsächlich aus Steuergeldern bezahlt. Somit wird eine volle Arbeitskraft ersetzt - ein weiterer Arbeitsloser. Jene, die sich über einen Job freuen können, werden durch diese "Löhne" in präkere Beschäftigungsverhältnisse gezwungen.
Solidarisierung ist zwingend notwendig
Es ist deshalb gerade für die fix Angestellten wichtig sich mit dem Kampf der Zivildiener zu solidarisieren. Dies kann nur geschehen, wenn sich "Zivis" und Vollberufliche zusammenschließen, gemeinsam gegen diese Ungerechtigkeiten aufstehen und Kampfmaßnahmen ergreifen. Genau deshalb haben wir uns in Salzburg zu einer Zivi-Initiative zusammengeschlossen und laden alle Interessierten ein, mit uns gemeinsam aktiv zu werden.