Younion-Demo der Kindergärten und Horte: Führung schreit nach Liebe, Basis ist streikbereit

Oliver Giel, Jan Millonig

Protest in Wien

Kollegin auf Protest in Wien

Kundgebung in Linz

#streikbereit-Petition

Veranstaltung in Salzburg

Am 21. März rief die Gewerkschaft younion unter #wirbelmachen österreichweit zu Kundgebungen auf – es ging um die unerträglichen Arbeitsbedingungen in Kleinkindergruppen, Kindergärten und Horten. In Wien demonstrierten vor dem Bildungsministerium einige Hundert Personen. In anderen Bundesländern fanden kleinere Aktionen statt. Im Rahmen der Kampagne „Wir sind streikbereit“ der Basisinitiative „Wir sind sozial aber nicht blöd“ besuchten SLP-Aktivist*innen die Kundgebungen in Wien, Linz und Salzburg.

Viele teilnehmende Kolleg*innen aus den öffentlichen Kindergärten und Horten kritisierten, warum – schon wieder wie im Herbst 2021 – die Proteste getrennt von jenen der Kolleg*innen der privaten Kinderbetreuung stattfanden, die am Dienstag den 29.3. auf die Straße gehen werden. Eine Kollegin wies darauf hin, dass wohl geplant war, die Wiener Stadtregierung wieder einmal nicht zu kritisieren.

Viele Teilnehmer*innen reagierten positiv auf die Schlagzeile der VORWÄRTS „Wir sind streikbereit“, nahmen die Forderung nach einem Streik auf bzw. sprachen sie offensiv selbst an. So gut wie alle reagierten positiv auf die Forderung nach einem gemeinsamen Streik der Elementarpädagogik. Und die bisherige Strategie von Gewerkschaftsführung und FSG-dominierten Personalvertretungen kam ihnen mehr als nicht angemessen vor. Dutzende Unterschriften, die die Gewerkschaft zu einem gemeinsamen Streiktag der Beschäftigten im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich aufruft sind Ausdruck davon – und stehen im Widerspruch zur bremsenden Haltung der Gewerkschaftsführung.

Die Reden auf dem Protest in Wien bestätigten leider diese Einschätzung. Nicht nur sprachen fast ausschließlich Funktionär*innen, auch inhaltlich kamen die Forderungen kaum über die bereits vor der Pandemie offensichtlichen Notwendigkeiten nach mehr Personal und bessere Rahmenbedingungen hinaus. Unkonkret, ohne Idee wie sie umgesetzt werden können und ohne die Kolleg*innen selbst reden zu lassen.

In Linz sprachen zwar auch Beschäftigte, doch auch hier ließ die Mobilisierung derselben zu wünschen übrig – kein Wunder, konnten die Kolleg*innen doch nur dann zum Protest während der Arbeitszeit kommen, wenn andere Einsprangen. Es war kein Streik, noch nicht einmal eine Betriebsversammlung und die Information war nur wenige Tage vorher überhaupt bei den Beschäftigten gelandet.

Lieder wie „Schrei nach Liebe“ oder „Bella Ciao“ auf der Aktion in Wien, eine Blasmusikkappelle in Linz oder Musik von Andreas Gablier bei der Kundgebung in Salzburg, die eher an ein Volksfest erinnerte, verbreiteten vielleicht eine lockere, aber nicht unbedingt kämpferische Stimmung. In den Reden wurden zwar die allen Teilnehmenden bekannten Probleme aufgezählt, auch das man „den Druck erhöhen“ werde, aber die Strategie beschränkt sich dabei auf weitere Kundgebungen dieser Art. „Streik“ als einer der nächsten Schritte wurde nicht einmal angedeutet.  

Im Aufruf schrieb die Gewerkschaftsführung, sie setze „einmal noch auf dieses bewährte Mittel“ der Demonstration, vor der „allerletzten Maßnahme“ – des Streiks, um die streikbereite Basis zu besänftigen. Wenn allerdings weder die Demonstrationsteilnehmer*innen noch die eigenen Mitglieder auf so einen Streik vorbereitet werden, sondern stattdessen lieber dem Verhandlungsgeschick der Younion-Führung vertrauen sollen, steht zu befürchten, dass auch dieses Mal Gewerkschaftsführer lieber Co-Management spielen wollen anstatt endlich die Maßnahme zu ergreifen, die längst nicht mehr die allerletzte, sondern die naheliegendste ist.

Bist auch du streikbereit? Dann melde dich bei sozialabernichtbloed@gmx.at