Fr 05.03.2010
Warum kann es keine vollständige Frauenbefreiung innerhalb des Rahmens des Kapitalismus geben? Frauenunterdrückung ist gleichzeitig mit der Klassengesellschaft entstanden. Mit den ersten Klassengesellschaften wie z.B. den Sklavenhaltergesellschaften im alten Rom oder in Griechenland wurde erstmals mehr produziert als unmittelbar verbraucht wurde – das heisst, es gab etwas zu vererben. Das bedeutet, dass mit der Entstehung des Privateigentums das ursprüngliche Erbrecht nach mütterlicher Linie auf ein patrilineares Erbrecht geändert wurde – laut Engels die historische Niederlage der Frau. Um das abzusichern entstanden staatliche Strukturen inkl. Armee, Polizei, Gerichte, aber auch in der Folge sexistische Ideologie. Diese sexistische Ideologie dient einerseits wie Rassismus dazu zu spalten – nach dem Prinzip Teile und Herrsche – aber andererseits auch dazu, Frauen dazu zu bringen die notwendige unbezahlte Arbeit in der Familie zu leisten. Das heisst, es wird von Frauen erwartet abhängig und unterwürfig zu sein, um die nächste Generation aufzuziehen. Gesetze, Religion, Medien etc. dienen dazu diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Dazu gehört auch, Frauen das Gefühl zu geben, minderwertig zu sein oder nur Wert erlangen zu können, wenn sie die Bedürfnisse des Mannes befriedigen. Sexismus hat System – er gehört untrennbar zur Klassengesellschaft und damit zum Kapitalismus.
Mit der Einbeziehung der Frauen in den Arbeitsmarkt – für die KapitalistInnen natürlich besonders in Zeiten des Wachstums auch notwendig, vor allem als billige Arbeitskräfte (denn „natürlich“ verdient die Frau weniger) – konnten Frauen aus der familiären Isolation treten. Durch den Kontakt
zu anderen ArbeiterInnen wurden sie in kollektive Lohn- und Arbeitskämpfe einbezogen bzw. initiierten sie selbst. Auch heute stehen Frauen an der Front vieler Kämpfe (aktuell z.B. in der Uni-Bewegung bzw. im Kampf der KindergärtnerInnen). Doch die eigentlichen Strukturen der Familie wurden nicht aufgebrochen, da ihre Funktionen für den Kapitalismus lebenswichtig sind. Die Frau, der die gesamte Verantwortung für die Familie aufgebürdet wird, leistet nach wie vor unbezahlte Arbeit, die die Aufrechterhaltung der Gesellschaftsordnung ermöglicht. So werden in Österreich täglich 30 Millionen Stunden in Familien- und Hausarbeit investiert - 70% dieser Arbeit wird von Frauen geleistet. Je nach wirtschaftlichem Bedarf wird die Rolle der Frau in der Familie stärker oder schwächer betont. Denn so können Frauen in Krisenzeiten vom Arbeitsmarkt verdrängt (und in Abhängigkeit vom Mann hineingedrängt) und die Arbeitslosenstatistik geschönt werden.