Mo 07.03.2011
Hong Kong: Frauen kämpfen gegen Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit
Frauen, und besonders Frauen der ArbeiterInnenklasse, haben viele Gründe, darüber wütend zu sein, wie die Gesellschaft heute funktioniert. Frauen werden als Arbeitskräfte zweiter Klasse behandelt. Ihre Löhne sind in den letzten 10 Jahren stagniert, da die Bosse die ökonomische Krise genutzt haben, um ihre Löhne niedrig zu halten. Für Frauen und Männer hat die Krise eine entscheidende Erhöhung der Arbeitszeit bedeutet. Das trifft Frauen besonders hart, da sie weniger Zeit und mehr Stress haben, wenn sie zusätzlich Kinder aufzuziehen haben. Viele Frauen haben keine andere Wahl als einen prekären oder informellen Job anzunehmen – die zahl hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
Das mittlere Einkommen für weibliche Angestellte lag 2009 bei HK$ 8500, etwa um 30% weniger als ihre männlichen Kollegen. Für Unternehmen ist es normal, Frauen niedrigere Löhne für denselben Job zu zahlen. Das trifft vor allem auf den Catering-Sektor zu. Es ist daher nicht überraschend, dass die Zahl von Frauen die in Armut leben von 485.000 im Jahr 1996 auf 635.000 im Jahr 2008 angestiegen ist. Hong Kong hat die höchste Kluft zwischen Arm und Reich aller entwickelten Länder, und Frauenarmut steigt rapid an. Frauen verlieren an der neoliberalen Politik von Donald Tsang und seinen Unterstützern aus der Wirtschaft am meisten.
Durch die wirtschaftliche Krise hat sich die Diskriminierung gegen verheiratete Frauen auf dem Arbeitsmarkt massiv verschlimmert. Jedes Jahr ist mindestens die Hälfte der 300 Beschwerden über Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bei der Kommission für Gleichbehandlung verbunden mit Diskriminierung aufgrund einer Schwangerschaft. Oft wird diese Diskriminierung nur verdeckt sichtbar: Schwangere Frauen müssen ohne Lüftung oder Klimaanlage arbeiten oder werden auf andere Art und Weise unter Druck gesetzt.
2010 gab es einen wichtigen Durchbruch mit dem ersten Mindestlohngesetz in Hong Kong. Nach mehr als 10 Jahren Verzögerung wurde es aufgrund von steigendem Druck auf Regierung und Unternehmen doch eingeführt. Aber es gibt noch viel zu tun. Der Mindestlohn von HK$ 28 ist immer noch zu tief. Und das neue Gesetz ist gegen MigrantInnen, Menschen mit Behinderung und Studierende diskriminierend. Die Bosse versuchen auch neue Wege zu finden um die Auswirkungen des neuen Gesetzes zu begrenzen und die Kosten zu senken – mehr und mehr ArbeiterInnen werden in Teilzeit oder Scheinselbständigkeit gedrängt.
Die Gewerkschaften in Hong Kong müssen ihr Gerede über höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten mit Aktionen und wirklicher Bereitschaft zum Kampf unterlegen! Das ist verbunden mit der Notwendigkeit die Gewerkschaften in kämpferische Organisationen zu verwandeln, die von ihren Mitgliedern kontrolliert werden, mit demokratischen Betriebsgruppen und FacharbeiterInnenlohn für FunktionärInnen.