Mo 07.03.2011
China: Junge Frauen kämpfen für ein besseres Leben
Junge Frauen machen die Mehrheit der Beschäftigten in der Industrie und in der Produktion für den Export aus, rund 80% in den Fabriken. Es ist daher nicht überraschend, das sie eine Schlüsselrolle in den über 40 Streiks, die Chinas Exportindustrie im letzten Jahr erschüttert haben, gespielt haben. Die Forderungen waren höhere Löhne und das Recht auf kämpferische Gewerkschaften anstelle der gelben Betriebsgewerkschaften, die die einzig legale Gewerkschaftsorganisation in China sind. Junge Frauen – noch mehr als junge Männer – verlassen aufgrund der Armut und Härte des Landlebens die ländlichen Gebiete und schließen sich der migrantischen ArbeiterInnenschaft an. Sie werden oft bereits im Alter von 14 Jahren aus den Schulen genommen um auf den Farmen ihrer Eltern zu arbeiten oder Arbeit zu suchen. Die Schulabbrecherrate liegt in den ländlichen Gebieten bei 40%, im Vergleich zu einer bundesweiten Rate von 5%. Zwei Drittel der AbbrecherInnen sind für gewöhnlich Mädchen.
Das spiegelt sich darin wieder, dass 70% der 85 Millionen AnalphabetInnen Frauen sind. Trotz der Abschaffung von Schulgebühren in der Grundschule im Jahr 2005, werden in vielen ländlichen Gebieten immer noch Gebühren eingehoben, weil viele lokale Regierungen pleite sind oder ihre Ressourcen in Infrastrukturprojekte stecken um die BIP zahlen zu erhöhen. Die Verantwortlichen streifen dabei oft hohe Bestechungsgelder ein. Viele ländliche Haushalte können sich die Schulkosten nicht leisten und sehen die Bildung der Tochter aufgrund des wirtschaftlichen Drucks durch fehlende Pensionsvorsorge und Altenbetreuung als weniger wichtig oder wertvoll an als jene der Söhne.
Von Frauen wird erwartet, dass sie heiraten und später die Eltern des Ehemanns pflegen anstatt die eigenen Eltern. Das erklärt auch die hohe Zahl an selektiven Abtreibungen weiblicher Embryos, trotz der Illegalität von Abtreibung. Daraus folgt, dass auf 119 männliche Babies nur 100 Mädchen geboren werden. Dieses wachsende Ungleichgewicht bedeutet, dass erzwungene Prostitution und Menschenhandel in einigen Teilen des Landes überhand nehmen. China hat weltweit die höchste Selbstmordrate von Frauen – sie ist um 25% höher als jene von Männern. Auch hier sind die Hauptopfer Frauen auf dem Land: „Die Hälfte der weiblichen Selbstmorde finden in ländlichen Gebieten statt. Sie trinken für gewöhnlich Pestizide um ihr Leben zu beenden”, berichtet China Daily. Armut, ökonomischer Druck und unglückliche, erzwungene oder gewaltsame Ehen sind der Hauptgrund.