Mo 07.03.2011
Indien: Der Kampf einer Frau gegen Unterdrückung
Der Kampf für die Emanzipation von Frauen vom Sexismus und für sozial-politische und wirtschaftliche Gleichheit geht in verschiedenen mutigen Kämpfen in ganz Indien weiter. Aber bei der Gelegenheit des Internationalen Frauentags 2011 muss der außerordentliche Kampf einer Frau gegen den brutalen indischen Staat und seine drakonischen Machtbefugnisse herausgestellt werden. Sie hat es mit ihrem entschlossenen Kampf auf sich gestellt mit der Macht der indischen Armee aufgenommen.
Irom Sharmila, eine junge Frau aus Manipur, ist seit November 2000 in ununterbrochenem Fasten. Sie fastet aus Protest gegen die Ermordung unschuldiger Menschen durch Sicherheitskräfte, die sie beschützen sollen. Sie lehnt das Gesetz über die Sonderbefugnisse der Streitkräfte (AFSPA) ab, ein Gesetz, das Aufstände im Bundesstaat eindämmen soll. Nach diesem Gesetz können Sicherheitskräfte auf den bloßen Verdacht von Aufstandsaktivitäten jeden erschießen oder verhaften und Gebäude stürmen. Sie nehmen oft einfache Menschen aufs Korn und nutzen ihre Sonderbefugnisse. Zeitungen berichten unzählige Zwischenfälle solcher „falscher militärischer Zusammenstöße”. Menschenrechtsorganisationen haben Hunderte Fälle von Ermordungen, Verhaftungen, Vergewaltigungen und Folter unschuldiger Menschen dokumentiert.
In ganz Manipur leben Menschen im Zustand der Angst. Auf der einen Seite fürchten sie Aufständische, auf der anderen Seite Sicherheitskräfte. Ein Kreislauf der Gewalt wurde von diesen beiden Gruppen begonnen. Einfache Menschen, die in diesem Schusswechsel gefangen sind, haben in diesem schönen Bundesstaat jeden Anschein eines normalen Lebens verloren. Die AFSPA ist keineswegs eine wirksame Maßnahme der Aufstandsbekämpfung, sondern fördert faktisch das Wachstum des Aufstands.
Im November 2000 wurden zehn unschuldige Menschen von Sicherheitskräften in Malom, einem Dorf in der Nähe von Imphal, niedergemäht. Irom Sharmila, die aus einer sehr einfachen Familie in Imphal entstammt, konnte die Lage nicht akzeptieren. Als Reaktion auf diese Tragödie trat sie in den Hungerstreik und forderte die Aufhebung der AFSPA für Manipur. Sie weigerte sich zu essen, bis dieses drakonische Gesetz aufgehoben würde. Später im selben Monat nahm die Regierung sie fest und begann ihre Zwangsernährung durch eine Nasensonde. Sie wurde freigelassen, und seitdem unzählige Male wieder verhaftet. Seit über acht Jahren hat sie jetzt an ihrer Forderung festgehalten und sich geweigert zu essen. Sie hat die meisten dieser Jahre allein im Gefängnis in Imphal verbracht.
Wir von der Sozialistischen Alternative sind zwar angeregt durch den gewaltigen Mut und die Entschlossenheit von Irom Shamila, aber wir versuchen, Organisationen und Bewegungen gestützt auf die mächtige indische ArbeiterInnenklasse aufzubauen. Diese werden, wenn sie dem Vorbild der Massenbewegungen im Nahen Osten heute folgen, in der Lage sein, nicht nur AFSPA und militärische Unterdrückung wegzufegen, sondern auch das ganze verrottete und korrupte Regime von Kapitalismus und Großgrundbesitz in Indien. Frauen werden einen entscheidenden Teil bei dieser Bewegung spielen, ohne sie wird sie nicht Erfolg haben können.