Di 28.03.2006
Seit dem Jahr 2000 wurden 20% der Belegschaft der Post AG abgebaut, über 10.000 Postler haben ihren Arbeitsplatz verloren. Postchef Wais: "Weiterer Personalabbau wird auf jeden Fall stattfinden." Die Zahl der Postämter hat sich fast halbiert. Somit wurde auch die Erfüllung des sozialen Auftrags der Post, ein flächendeckendes Angebot zur Verfügung zu stellen, entscheidend eingeschränkt. Die Verfielfachung der Gewinne der Post-AG hat also ihren Preis, und der wird von den Beschäftigten bzw. ehemalig Beschäftigten und der Bevölkerung in nun schlechter versorgten Gebieten bezahlt.
Was treibt die Führung der Postgewerkschaft?
Laut ÖGB-Zeitung Solidarität vom Oktober 2001 verdient Postgewerkschafts-Chef Gerhard Fritz 14-mal jährlich fast 5000 Euro (68.718 Schilling) brutto, nicht gerechnet mögliche Erhöhungen seit 2001. Ausserdem können ÖGB-FunktionärInnen politischen Nebentätigkeiten nachgehen, von denen eine bezahlt sein darf. Das ist im Fall von ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch beispielsweise ein Nationalratsmandat, das mit weiteren gut 7000 Euro / Monat dotiert ist. Am 22.3.2006 war eine Stelle als ZustellerIn bei der Post AG ausgeschrieben: Euro 821,20 brutto plus evt. Zulagen. Wie fühlen sich solche Zusteller vertreten, wenn von ihren Mitgliedsbeiträgen solche Funktionärsgehälter bezahlt werden? Wie können Funktionäre sich in die Situation der Mitglieder hineinversetzen, wenn sie in einer so anderen Gehalts- und Lebensituation sind?
Protest organisieren
In Linz schlossen sich einige Gewerkschaftsmitglieder und Postbedienstete, unterstützt von verschiedenen politischen Gruppierungen (unter Mitwirkung der SLP und der Plattform für kämpferische und demokratische Gewerkschaften), zu einer Plattform zusammen, die eine Unterschriftenaktion initiierte (siehe Kasten, auch unterschreiben!). Teilgenommen haben auch viele Bedienstete von AK und ÖGB-OÖ, pikanterweise hat auch Alfred Gusenbauer bereits unterschrieben. Es wurde am Freitag, den 17.3. eine Demonstration organisiert, von der sich allerdings GPF (Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten) und ÖGB nach anfänglicher Unterstützung von einigen Funktionären doch distanziert haben. Es konnten aber doch mit relativ wenig Aufwand und Geld über hundert TeilnehmerInnen mobilisiert werden. Es zeigt aber das Protestpotential: wenn die Gewerkschaften mit ihren finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten da gewesen wären, hätte das eine mächtige Protestaktion werden können, als Auftakt für bundesweite Protestmaßnahmen.
Durch die minimalen Aktivitäten der GPF-Spitze sind die ersten Chancen vertan, aber es ist noch nicht zu spät. Weitere Angriffe werden kommen, gegen die wir uns wehren müssen. GPF-OÖ-Chef Zauner hat weiteren Widerstand angekündigt, wir nehmen ihn beim Wort.
Die Plattform und die SLP schlagen als betrieblichen Widerstand vor:
- Dienststellenversammlungen
- Streiks, vorbereiten und beginnen wo es geht
- Streiks auch ohne GPF-Spitze vorbereiten- nicht warten, bis es zu spät ist.
- GPF-OÖ könnte Vorreiter sein, wenn alle VPAs aus OÖ, die den Aufruf unterstützten, betrieblichen Widerstand organiseren.