Widerstand gegen Deutschklassen

Die Deutschklassen sind ein weiterer Schritt zur sozialen Selektion – und schaden allen Kindern!
Hannes Brettros

In den letzten Jahren wurden eine Reihe von Schritten unternommen, um Flüchtlinge und Kinder mit Migrationshintergrund ins Schulssystem zu integrieren. Schon diese führten in der Praxis zu “Ghetto Klassen”.

Doch mit Herbst sollen die neuen Deutschklassen diese Kinder ganz bewusst und gezielt von den restlichen SchülerInnen trennen. Die Regierung behauptet, Ziel der Maßnahme wäre, dass sich die Kinder mehr aufs Deutschlernen konzentrieren, aber das ist Blödsinn. Alle Studien zeigen, dass Kinder eine Sprache am besten lernen, wenn sie im Umfeld von anderen Kindern sind, die diese Sprache sprechen. Ein zehnjähriger Flüchtling wird besser Deutsch lernen, wenn er mit einem Klassenkollegen Fortnite spielt als in extra Kursen. Aber wenn sie keinen Kontakt zu deutschsprechenden Kindern haben, wird das sicher nicht passieren.

Bei der Maßnahme geht es nicht ums Deutschlernen, sondern darum, MigrantInnen zu isolieren. Die schwarz-blaue Regierung will diese Kinder aus “ihren” Schulen raushalten und behandelt sie wie eine Infektion, die isoliert werden muss. Das populistische Signal an ihre WählerInnen ist ihnen weit wichtiger als die Frage, was Kinder lernen – schließlich wird ja auch bei “unseren” Kindern gekürzt.

Das österreichische Schulsystem teilt schon jetzt sehr stark in Schulen mit mehr Ressourcen, die für die Elite sind, und Schulen mit weniger Ressourcen für den Rest von uns. Die neuen Deutschklassen werden – zusammen mit den allgemeinen Kürzungen im Bildungswesen – diese Spaltung noch vergrößern.

 

Wie gegen die Deutschklassen kämpfen?

Die erfolgreiche Demonstration vom 9. Juni (siehe Seite 5) war ein wichtiger erster Schritt bei der Mobilisierung des Bildungssektors und ein Zeichen, dass unterschiedliche Bildungsbereiche nicht getrennt, sondern gemeinsam auftreten. Jetzt brauchen wir koordinierte Aktionen für ein Ende der Spaltung an den Schulen: Öffentliche Versammlungen, Demonstrationen oder auch Besuche bei den politisch Verantwortlichen. Solche Proteste sollten so breit wie möglich sein und LehrerInnen aus verschiedenen Schulen einbeziehen wie auch SchülerInnen und Eltern – auch aus Schulen, in denen es keine Deutschklassen gibt. Die zuständige Gewerkschaft GÖD hat bisher nichts getan, um ihre Mitglieder zu mobilisieren. Wir müssen die Gewerkschaftsführung offensichtlich erst dazu bringen, sich für ein besseres Bildungssystem einzusetzen.

 

Die Schule, die wir brauchen

Ein Ende der Deutschklassen wäre nur ein Schritt zu einem besseren Schulsystem. Schluss mit der Trennung in AHS und NMS, Schluss mit der Trennung in Schulen für die Elite und jene für den Rest. Jedes Kind muss die Chance haben, seine/ihre Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln und zwar unabhängig davon, welche Sprache oder wieviel Geld die Eltern haben. Wir brauchen mehr Ressourcen und weniger SchülerInnen pro Klasse und weniger Fokus auf Noten. Schluss mit der Konzentration darauf, ideale und gut ausbeutbare Arbeitskräfte zu werden. Wir brauchen ein Bildungswesen, das demokratisch von Lernenden und Lehrenden und der Gesellschaft kontrolliert wird und nicht von ahnungslosen PolitikerInnen, die nur die Interessen von Konzernen umsetzen. Um das zu erreichen, müssen wir eine sozialistische Gesellschaft aufbauen, die auf Solidarität basiert.

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