Di 16.08.2016
Auszubildende haben es oft nicht leicht für ihre Rechte einzustehen. Laut einer DGB-Umfrage leisten 38 Prozent der Auszubildenden regelmäßig unbezahlte Überstunden. Jeder zehnte Azubi muss häufig oder immer ausbildungsfremde Tätigkeiten ausführen. Und 33 Prozent haben keinen betrieblichen Ausbildungsplan. Sie werden häufig mit den „Irgendwer muss es ja machen“-Aufgaben beauftragt und damit einfach nur als günstige Arbeitskraft missbraucht. Die Auszubildenden nehmen die Zustände häufig hin, denn sie stehen meist alleine da, mit der Angst um ihren Ausbildungsplatz oder ihre Chance auf Übernahme.
von Nino Berkhan, Hamburg
Das zeigt, dass dringend ein Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, sowohl für die Azubis als auch für die Beschäftigten, her muss. Aber das allein reicht nicht, der Kampf um mehr Gehalt und Personal muss auch immer der Kampf gegen ein profitorientiertes System der Unterdrückung sein. Und gerade in diesem Kampf spielen Auszubildende und junge Beschäftigte eine große Rolle. Sie bringen häufig Schwung in die immer wichtiger werdenden Tarifbewegungen und zeigen, dass eine Gewerkschaft kein bürokratisierter Serviceleister für Arbeitnehmer, sondern eine Möglichkeit zur Vernetzung und Organisation aller Beschäftigten ist. Auch wenn Dinge wie Streikgeld, kostenlose Rechtsberatung und finanzielle Vorteile vor allem für die unterbezahlten Azubis gut und teilweise auch sehr wichtig sind, sollten gute Aktionen gegen Ausbeutung und ein profitorientiertes System sowie die Organisation von Arbeitskämpfen immer im Vordergrund stehen.
Eine Alternative muss her!
Die Suche nach einer Systemalternative wird auch unter Jugendlichen in den Gewerkschaften größer. Beim letzten ver.di-Bundeskongress gab es zum Antrag des Gewerkschaftsrates zum Thema „Wirtschaftsdemokratie“ einen Gegenantrag der ver.di-Jugend unter dem Titel „Alternativen zum Kapitalismus“. Eine Beschlussfassung dazu blieb letztlich aus.
„Es zeigt, dass angesichts der immer härteren Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf die Lebensbedingungen der Beschäftigten, die Frage der Systemalternative dringender wird.“ (Angelika Teweleit, Sprecherin des Netzwerks für eine demokratische und kämpferische ver.di)
Für kämpferische Gewerkschaften!
Um weiterhin Erfolge in Arbeitskämpfen zu erzielen, ist eine Demokratisierung der Gewerkschaft zwingend von Nöten. Die Einbeziehung von Beschäftigten an der Berliner Charité oder auch die Streikdelegiertenkonferenzen während des Streiks bei den Sozial- und Erziehungsdiensten sind gute Beispiele für eine Demokratisierung. Auch wenn diese noch ausbaufähig sind, steigern sie auch die aktive Beteiligung, vor allem von jungen Beschäftigten, in Arbeitskämpfen. Die gute Resonanz unter jungen Beschäftigten ermöglicht auch, dass Reaktivieren von eingeschlafenen Strukturen wie zum Beispiel Betriebsgruppen, Vertrauensleute oder auch Jugendbetriebsgruppen.
Kämpfe zusammenbringen!
In den letzten Jahren zeigte sich, dass wieder mehr Jugendliche auf Streiks anzutreffen sind als vor zehn Jahren. Ein Zusammenbringen von Arbeitskämpfen, aber auch anderen politischen Bewegungen ist gut und nötig. Denn all diese Arbeitskämpfe und politischen Bewegungen haben eins gemeinsam: den Kampf gegen ein System der Banken und Konzerne, ein System der Ausbeutung und Unterdrückung, ein System der Profite.