Sa 01.09.2001
Der FC-Kärnten spielt wieder in der 1. Bundesliga. Damit hat Kärnten nach jahrelanger Abstinenz wieder einen Vertreter in Österreichs Spitzenfußball. Trotzdem gibt es Viele, die dabei ein laues Gefühl im Magen verspüren und sich gar nicht freuen mögen. Der Grund dafür ist Jörg Haider. Er ist der Präsident des Vereins und nutzt jede Möglichkeit sich in Szene zu setzen.
Einen Vorgeschmack, was bei sportlichen Erfolgen des FC-Kärnten blüht, zeigte der Cup-Sieg (neben dem Meister der zweitwichtigste Titel) in der letzten Saison. Der „Saubermann aus dem Privilegiental“ zeigte sich publikumswirksam von seiner menschlichen Seite und lies sich gemeinsam mit der Mannschaft von den Fans feiern. Haider ist aber nicht der einzige. Auch Kurt Krenn, der sich gesellschaftspolitisch sonst eher am Mittelalter orientiert, zeigt sich mit Vorliebe bei Nationalspielen (wie zuletzt gegen die Schweiz) in der VIP-Loge des Happel-Stadions neben Vize-Kanzlerin Riess-Passer und anderen “Polit-Größen”.
Schließlich nutzte die blauschwarze Regierung die SKI-WM in St. Anton letzten Winter, um sich nach dem Ende der „Sanktionen“ endgültig wieder in der Mitte Europas Eliten und den Herzen von Herrn und Frau Österreicher zu etablieren. Man/frau will mit den SymphathieträgerInnen gesehen und noch wichtiger identifiziert werden.
Sport, Politik & Wirtschaft
Sportarten wie Fußball oder Skifahren bieten eine enorme Öffentlichkeit, weil sie von vielen Menschen mitverfolgt werden. Gerade das macht sie nun aber so attraktiv für Wirtschaft und Politik. Erst vor bald 30 Jahren brach im Fußball eine neue Zeit heran; die der großen Sponsoren. Die komplette Vermarktung des „Produktes“ Fußball setzte ein.
Seitdem werden unglaubliche Summen von Seiten der Wirtschaft aus Werbe-, Prestige und Profitzwecken in die Spitzenvereine gepumpt. Ein Ergebnis davon ist, dass Fußballer heute zu laufenden Litfass-Säulen degradiert wurden und die kleineren Vereine sang und klanglos verschwinden. Ganz wie in der “realen” Wirtschaft werden Konkurrenten durch Fusionen geschluckt bzw. aufgelöst (z.B. VOEST Linz durch den LASK) oder bleiben im Kampf um die Sponsormillionen auf der Strecke.
Im Gegensatz zur Wirtschaft erkannte die Politik schon viel früher das Potential des Sports. Bereits im antiken Rom gehörte es zum politischen Umgangston, sich durch die Veranstaltung von „Spielen“ die Gunst der Bevölkerung zu sichern. Schon damals wurde Sport gezielt als Instrument eingesetzt, um die Menschen von ihren tatsächlichen Problemen abzulenken.
Aber auch in der jüngeren Vergangenheit gibt es genügend Beispiele, wo sich die Politik die Popularität des Sport zu eigen machte. Hier sei z.B. nur an die große Bedeutung des Sport im faschistischen Italien und im Dritten Reich (Olympiade in Berlin 1936) erinnert. Die Verzahnung von Politik und Sport ist also schon viel älter und tiefgreifender, als es auf den ersten Blick den Anschein hätte.
Gestern und Heute
Im Gegensatz zu heute war in der Antike die Verknüpfung von Sport und Politik allgemein bekannt und in einer gewissen Form auch selbstverständlich. Erst heute wird versucht, dem Sport im Einzelnen und der Kultur im Allgemeinen ein wertfreies Mäntelchen umzuhängen. Der Sinn davon ist, die Manipulation der Menschen und die gewinnträchtige Vermarktung besser zu verstecken.
Der edle Mäzen?
Ganz besonders trifft das auf die Rolle der Wirtschaft zu. Anstatt offen einzugestehen, dass der Sport an sich egal ist, sondern nur die Werbung für das Produkt bzw. der Gewinn eine Rolle spielt, geben sie die Wirtschaftskapitäne gerne die Rolle eines edlen Mäzens. Das beste Beispiel dafür ist natürlich Frank Stronach. Millionen über Millionen steckt(e) er bis dato in den österreichischen Fußball, nur damit wir in ein paar Jahren auch einmal Fußballweltmeister werden. Ganz besonders schlägt sein Herz bzw. Brieftasche aber für Violett – die Austria Wien. Eines der ersten augenscheinlichen Resultate der noch kurzen “Tätigkeit” Stronachs bei der Austria ist, dass sie bald mehr Trainer und Sportdirektoren unter Vertrag haben als andere Vereine Spieler.
Die Besonderheit an der Rolle des edlen Mäzens zeigt sich jetzt daran, dass Stronach offziell nicht einmal ein Amt bei der Austria bekleidet. Was auch gar nicht gehen würde. Denn Stronach hat im Zuge seiner damaligen Wettkanal-Ambittionen vor rund einem Jahr den Sitz des “Liga-Präsidenten” übernommen.
Noch dazu konnte Stronach ganz einfach und flott zu seinen edlen Taten überredet werden. Vollbracht hat dieses „Kunstwerk“ der ehemalige Verkehrsminister und damalige Austria-Präsident, Rudolf Streicher, als sie gemeinsam im Flugzeug über das Happel-Stadion flogen. Glaubt man/frau dieser offiziellen Version (wird bei jedem Länderspiel zum Besten gegeben), fließen seit damals die Millionen.
Angesichts der derzeitigen Situation am Arbeitsmarkt wäre es aber besser gewesen, der Sozialdemokrat Streicher wäre mit Stronach statt über das Happel-Stadon über das Philips Werk in Wien-Favoriten oder noch besser die AMS-Zentrale in der Treustrasse im 20. Bezirk geflogen.