Volle Solidarität mit dem Streik bei "Ardo" (NÖ)!

Der Arbeitskampf ist ein Vorbild für uns alle!
ISA

Seit dieser Woche befinden sich die Kolleg*innen bei dem Tiefkühlproduzent Ardo im Streik. Seit Mittwoch, dem 13.9. unbefristet. Es kommt in Österreich wirklich nicht oft zu unbefristeten Streiks - umso beeindruckender, dass die Kolleg*innen damit genau die richtige Antwort auf die Einschüchterungsversuche der Geschäftsleitung geben. Gefordert wird von der Belegschaft eine Erhöhung der Gehälter um 200 netto pro Monat als Ausgleich für die noch immer enorm hohe Inflationsraten. 

 

Repression durch das Management

Anstatt auf die berechtigten Versuche der Belegschaft einzugehen, die eine enorm harte Arbeit teilweise im Kühlhaus bei minus 22 Grad leisten, versucht das Management den Streik zu brechen. Nach einem ersten Streik am Montag (11.9.) bietet die Geschäftsleitung allen Kolleg*innen die unterschreiben nicht an weiteren Protesten teilzunehmen und bietet dafür Gratis-Kebab und Einmalzahlungen. Natürlich ist dieser Vorstoß schon auf den ersten Blick absurd, aber dahinter steckt ein sehr gefährlicher Versuch, gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen zu sabotieren und zu spalten. Gerade solche Angriffe betreffen nicht nur die Kolleg*innen bei Ardo sondern die gesamte Arbeiter*innenbewegung und es ist notwendig sie von Anfang an entschlossen zu beantworten. Eine Möglichkeit dafür, wäre eine große Solidaritätskundgebung organisiert von der PRO-GE mit Betriebsrät*innen, Beschäftigten und solidarischen Menschen aus der Region um dem Management zu zeigen, dass dieses Verhalten nicht akzeptiert wird. 

Arbeitskampf als Vorbild für uns alle

Die Kolleg*innen bei Ardo treten außerhalb der Kollektivvertragsverhandlungen in einen Streik für ordentliche Lohnerhöhungen - ein enorm wichtiger Schritt mit viel Vorbildwirkung. Die Geschäftsführung behauptet “Die Inflationsanpassungen werden im Rahmen der jährlichen KV-Erhöhungen abgegolten. Die Kollektivvertragsverhandlungen beginnen im Herbst. Das Unternehmen wird diesen etablierten Prozess einhalten". Aber genau diese Erhöhungen reichen eben nicht und deshalb brauchen wir auch außerhalb der KV-Verhandlungen einen Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Die Ardo Gruppe - mit Sitz in Belgien -  hat im letzten Jahr 17 Millionen Nettogewinn gemacht - kann sich also solche Lohnerhöhungen (die pro Jahr weniger als eine Million ausmachen) leicht leisten. Aber genauso wie viele andere Konzerne weigern sie sich, den Beschäftigten angemessene Löhne zu bezahlen. 

Und österreichweit geht es vielen Kolleg*innen ähnlich: Die Lohnabschlüsse bei den Kollektivvertragsverhandlungen waren bei weitem nicht ausreichend, um die tatsächliche Inflation - vor allem bei lebensnotwendigen Gütern - auszugleichen. Das bedeutet: es braucht dringend auch Kämpfe um Lohnerhöhungen und Arbeitsbedingungen außerhalb der KV-Runden um zu verhindern, dass die Teuerung die Lebensgrundlage für Kolleg*innen auffrisst und schlechte Arbeitsbedingungen uns ins Burnout treiben. 

Auch die Gewerkschaftsführung sollte sich den Arbeitskampf bei Ardo als Vorbild für die Herbstlohnrunde nehmen: wir brauchen Lohnabschlüsse deutlich über der rollierenden Inflation, um die Teuerung des letzten Jahres auch nur auszugleichen. Dafür brauchen wir eine Koordination der Verhandlungen in der Herbstlohnrunde um gemeinsam höhere Abschlüsse durchzusetzen. Z.B. verhandeln Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ - Pflege, Sozialarbeit und Co.) gleichzeitig mit dem Metallbereich - eine große Chance, Arbeitskämpfe zu koordinieren. 

Gerade wenn bei den Lohnverhandlungen nicht die notwendigen Lohnerhöhungen rauskommen, wird das Vorbild Ardo noch wichtiger für uns in den Betrieben. Den die Kolleg*innen zeigen: wir können jederzeit für unsere Forderungen kämpfen. Und auch für diese Vorbildwirkung haben sie die Solidarität der gesamten Gewerkschaftsbewegung verdient. 

Nicht zuletzt zeigt der Streik auch, dass es ein Problem ist, wenn gerade Lebensmittelversorgung der Gier von Konzernen unterworfen wird. Die Geschäftsführung beschwert sich darüber, dass der Streik dazu führen könnte, dass Lebensmittel nicht verarbeitet und vernichtet werden - dabei ist es genau ihre Weigerung, die Forderungen zu erfüllen, die den Streik notwendig machen. Aber diese Situation zeigt auch: unsere Lebensmittelversorgung sollte nicht dem Profitinteresse von Konzernen unterworfen sein. Gerade lebensnotwendige Leistungen gehören in die öffentliche Hand, mit guten Arbeitsbedingungen und Löhnen. 

Gerade deshalb sollten sich auch andere Menschen, die gegen Ungerechtigkeiten kämpfen, diesen Arbeitskampf unterstützen. Am Freitag dem 15.9. werden sich tausende am nächsten Klimastreik beteiligen, Lebensmittelversorgung ist auch ein Kernanliegen der Klimabewegung. Es wäre ein starkes Zeichen in Richtung Verbindung der Klimabewegung und Gewerkschaftsbewegung, wenn sich Aktivist*innen auf dem Klimastreik solidarisch mit dem Streik bei Ardo zeigen.