Di 26.04.2005
Braune Fäden ziehen sich bis heute durch die Geschichte Österreichs.
Antifaschistischer Widerstand ist auch jetzt noch notwendig!
Gedanken sind im “Gedanken”jahr zu wenig, Taten sind gefragt.
Vor 60 Jahren wurde Österreich vom Faschismus befreit, die II.Republik entstand. Eine “unglaubliche Geschichte”, wie Hugo Portisch befindet. Unglaublich, aber wahr: Die zentrale These der neuen österreichischen Elite lautete “Österreich wurde 1938 von außen ausgelöscht und entstand 1945 neu - unter tatkräftiger Mithilfe eines nationalen Befreiungskampfes”. Diese These ist dreifach falsch. Der Anschluss 1938 wurde von hunderttausenden ÖsterreicherInnen bejubelt und von tausenden im Inneren vorbereitet. Mehr als 700.000 ÖsterreicherInnen waren Mitglied der NSDAP, das entsprach einem höherem Bevölkerungsanteil als im “Altreich”. Die “Ostmärker”waren auch überproportional in der Waffen-SS, bei der SS und als KZ-Schergen vertreten. All das soll 1945 wie weggeblasen sein?
Verfolgung und Mord
Opfer gab es ebenfalls genug auf österreichischem Boden: Zehntausende JüdInnen und Juden, andere “rassisch Minderwertige”, Homosexuelle, sogenannte Asoziale und politisch Andersdenkende. Bei einem Fluchtversuch aus dem Todeslager Mauthausen wurden beispielsweise noch im Februar 1945 über 97 % der 500 Geflohenen von der örtlichen Bevölkerung und der SS zu Tode gejagt und ermordet. Es gab zwar Widerstand - aber von einem geeinten mächtigen und vor allem nationalen Befreiungskampf zu sprechen ist falsch. Partisanenaktivitäten existierten im slowenischen Südkärnten, in der Steiermark und im Salzkammergut. 2.700 WiderstandskämpferInnen wurden hingerichtet, etwa 16.000 kamen in den KZs um. Aktiv war lange Zeit vor allem die illegale ArbeiterInnenbewegung. Gemessen an ihrer Größe mussten die KommunistInnen bei Weitem die meisten Opfer beklagen, während der bürgerliche, bzw. militärische Widerstand erst in der letzten Phase des Krieges in Erscheinung trat. Im kalten Krieg der “freien Welt” gegen die “rote Gefahr” wurde dieser kommunistische und sozialistische Widerstand noch schneller verdrängt und “vergessen” als die TäterInnen. Doch auch bei diesen ging’s rasch: Von 13.000 verurteilten Kriegsverbrechern saßen im Jahr 1955 gerade noch 14 in Haft. Ehemalige Nazigrößen kamen in allen Parteien, in der Wirtschaft und auf den Universitäten unter.
Braune Fäden bis heute - Warum?
Nicht nur in der FPÖ “lebte” der Faschismus weiter, auch in Massenorganisationen wie dem Österreichischen Turnerbund, dem Kärntner Heimatdienst und den Landsmannschaften können die Spuren zurück verfolgt werden. In den Buden der Burschenschaften wurden und werden weiter stramm rechte junge Garden erzogen. Seit den 1960ern tummeln sich auch rechte Kleingruppen im braunen Rand der Republik, lange Zeit vom offiziellen Österreich stillschweigend geduldet. Heute verteilt der Bund freier Jugend bzw. die Aktion sichere Zukunft in Oberösterreich Flugblätter mit einschlägigem Inhalt und bedroht MigrantInnen, GewerkschafterInnen und AntifaschistInnen. Eine Frage drängt sich auf: Wäre es nach so einer Jahrhundertkastastrophe nicht logisch gewesen – nach einer umfassenden Abrechnung mit den TäterInnen – einen echten Schlussstrich, einen echten und ehrlichen Neuanfang zu beginnen? Zwei Faktoren trugen entscheidend bei, dass es dazu nicht kam. Erstens war der Faschismus Produkt desselben Gesellschaftssystems, das nach dem Krieg von allen Parlamentsparteien und den Besatzungsmächten (inkl. KPÖ und UdSSR!) “wieder” aufgebaut wurde: Kapitalismus. Zweitens bedeutete der Faschismus eine vernichtende Niederlage für die – sozialistische – ArbeiterInnenbewegung selbst.
Am 8. Mai: Gegenwehr gefragt
Am 8. Mai - dem Jahrestag der Befreiung - versuchen Burschenschafter und FPÖler am Heldenplatz eine Trauerkundgebung anlässlich der “Niederlage” zu veranstalten. Diesem Versuch, die Geschichte umzudeuten, müssen wir uns widersetzen. Um 18 Uhr versammelt sich eine Demonstration um den rechtsextremen Aufmarsch zu verhindern. Ebenso fahren SLP und SWI am selben Tag zur Befreiungsfeier nach Mauthausen. Anmeldungen unter 01-524 63 10.