So 20.07.2014
Die Bundeshymne ist mir wurst, Songcontest und Liveball auch. Erstere ist ein nationalistisch-christliches Lied, die beiden anderen haben bestenfalls Unterhaltungswert. Bemerkenswert aber, wie aggressiv die angeblich Tugendhaften auf alles, was nicht in ihr angeblich gottgegebenes Bild von Frau, Familie und Sexualität passt, reagieren: Beschimpfungen, Vandalismus, körperliche Attacken und sogar Morddrohungen. Eine Front aus religiösen FundamentalistInnen, Rechtsextremen, der FPÖ und Teilen der ÖVP wird immer aktiver.
Und sie sind Träger der herrschenden Ordnung. Engels hat bereits 1884 auf den Zusammenhang von Frauenunterdrückung, Geschlechterrollen, Familien und Staat hingewiesen. Jeder Staat, in dem eine kleine herrschende Klasse über die Mehrheit der Bevölkerung herrscht, braucht die traditionelle Familie zur Aufrechterhaltung der Macht. Machtgefälle, die auf dem unterschiedlichen Zugang zu Ressourcen aufbauen, stabilisieren die Klassengesellschaft. Anders gesagt: wer die Kohle hat, schafft an. Die FPÖ propagiert „Freie Frauen“, ihre Jugendorganisation macht klar wie diese auszusehen haben: blond, jung, nackt. Allzeit bereit zur Fortpflanzung - so gibt's Nachschub an künftigen Arbeitskräften. Frauen, die zuhause sind, entlasten aktuell Sozialstaat und Arbeitsmarkt.
Der mediale Fokus lenkt ab. Die Töchter-in-die-Hymne-Debatte soll Probleme wie sinkende Löhne, steigende Mieten, fehlende Jobs überdecken, wohl auch ein Grund für die Polarisierung. Wenn Heinisch-Hosek sich feministisch gibt, ändert das nichts daran, dass sie eine reaktionäre Hymne verteidigt und Sozialabbau gerade bei Frauen betreibt. In den Konsequenzen ihrer Politik sind die FundamentalistInnen und die RealpolitikerInnen oft gar nicht so weit auseinander. Gegen Angriffe von Beiden gilt es, Widerstand von unten – von Frauen und Männern – zu organisieren.