Special zu den SWÖ-Verhandlungen - Teil 4: Organisierung am Arbeitsplatz

Vorschläge, um die Situation der mehr als 250.000 Kolleg*innen in privater Pflege und Sozialeinrichtungen nachhaltig zu verbessern.
Theresa, Caritas Beschäftigte und Yasmin Morag

Seit Jahren zeigen die Beschäftigten im privaten Sozial- und Pflegebereich große Kampfbereitschaft. Aber die letzten Verhandlungen haben auch gezeigt, dass wir mit einem besser organisierten und koordinierten Kampf viel mehr erreichen könnten. Wir müssen Druck von unten aufbauen, um die Gewerkschaft zum Handeln zu zwingen. 

Organisierung am Arbeitsplatz ist entscheidend!

Sprecht mit euren Kolleg*innen! Fragt so viele wie möglich, was sie über die KV-Verhandlungen denken, welche Verbesserungen sie brauchen und wie ihr dafür kämpfen könnt. Alle brauchen das Gefühl, dass dies ihr Kampf ist. Treffen sind angesichts der vielen kleinen Einrichtungen und Schichtdienste eine Herausforderung, aber gemeinsame Diskussionen über Forderungen und Initiativen sind nötig (z.B. vor oder nach einer Teamsitzung). Gut ist auch eine Online Gruppe, in der die nächsten Schritte besprochen werden. Solche Aktivist*innengruppen können auch die Grundlage für künftige Streikkomitees sein.

Diskutiert, wie euer Streik aussehen kann, der Aufsehen erregt und die Betreiber trifft, aber den Menschen, die wir betreuen möglichst wenig schadet - das erhöht Motivation und Streikbereitschaft der Kolleg*innen. Klären wir darüber auf, dass die schlechten Arbeitsbedingungen die wahre Gefährdung sind! So erreichen wir die notwendige Unterstützung durch die zu Betreuenden und die Öffentlichkeit. 

Wenn es im Herbst zu Streiks kommt, müssen wir für aktive Streiks mit öffentlicher Unterstützung mobilisieren: Hängen wir Transparente in den Einrichtungen auf und informieren wir Anrainer*innen, warum wir streiken. Mit Infotischen und Flugblättern (z.B. im nächsten Supermarkt) können wir erklären, dass wir für bessere Arbeitsbedingungen und damit bessere Betreuung kämpfen. So können sich auch verschiedene Arbeitsplätze vernetzen: Oft findet man erst da heraus, wie viele andere Einrichtungen ganz in der Nähe sind.

Gemeinsam sind wir stark!

In der letzten KV-Runde waren viele Betriebe (z.B. in der Altenpflege) nur wenig eingebunden. Mit z.B. einem gemeinsamen Banner, gemeinsamen öffentlichen Aktivitäten etc. sind wir stärker und erhöhen den Druck auf die Gewerkschaft. Es kann hilfreich sein, in jeder Station/Einrichtung eineN VerantwortlicheN für die Koordinierung mit anderen zu haben, wie es die Beschäftigten während des Streiks an der Charité (Berlin) hatten. Ladet Kolleg*innen aus anderen Bereichen (z.B. Metall, Krankenpflege, Kindergärten) ein und tauscht euch aus und organisiert Unterstützung - das schafft die Grundlage für einen gemeinsamen Kampf. In Betriebsversammlungen oder Betriebsratssitzungen können wir Forderungen und unsere Erwartungen an eine Kampfstrategie beschließen, die wir der Gewerkschaft mitteilen. All das geht auch, wenn die Gewerkschaft es nicht von selbst tut - und erhöht den Druck von unten.

Das sind nur einige Anregungen. ISA und "Sozial aber nicht blöd" haben viel Erfahrung und unterstützen gerne bei der Organisierung vor Ort. Um zu gewinnen ist Organisieren notwendig, da wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind: Bundes- und Landesregierungen haben die Last der Pandemie auf den Rücken der Beschäftigten gelegt und sie wollen uns auch die kommende Wirtschaftskrise “umhängen”. Nur mit Widerstand von unten können wir das bekämpfen und eine Ausfinanzierung des Bereichs, z.B. aus den Milliardengewinnen, erreichen. In jedem Kampf sammeln wir Erfahrung und können demokratische Basisstrukturen aufbauen, die so nötig sind, um Druck auf die Gewerkschaft ausüben können - und um zu gewinnen.

Checkliste: 

  • Sprecht mit euren Kolleg*innen über die Verhandlungsrunde.
  • Initiiert ein Treffen.
  • Entscheidet gemeinsam über Forderungen und Kampfmethoden.
  • Bindet Patient*innen, Klient*innen und Familien ein.
  • Geht raus! Mit Infotisch, Flugblatt, Transparent.
  • Schließt euch mit anderen zusammen und koordiniert Aktionen.
  • Kontaktiert ISA oder SANB für Unterstützung:
    ISA: slp@slp.at, SANB: sozialabernichtbloed@gmx.at
Erscheint in Zeitungsausgabe: