Mi 01.03.2000
Am 18. Februar fanden sich zwischen 10.000 und 15.000 SchülerInnen aus ganz Wien und Umgebung um etwa zehn Uhr zu einem Schulstreik am Stephansplatz ein. Sie taten dies, um ihre Ablehnung gegen die derzeitige Bundesregierung zu demonstrieren. Und das war - einigen „kritischen“ Stimmen zum Trotz- ein eindeutiges politisches Zeichen: Wiens SchülerInnen wollen keine rassistische und sexistische Regierung, die massiven Sozial- und Bildungsabbau betreibt.
Wer das nicht wahrhaben und mit Argumenten wie „die wollen ja nur frei haben” die fast 15.000 Jugendlichen erklären will, leugnet die Tatsachen. Denn die „gestreikten Schulstunden” wurden nicht als Entschuldigungsgrund akzeptiert. An einigen Schulen wurde den SchülerInnen mit Konsequenzen gedroht: Schlechtere Betragensnoten, Disziplinarkonferenzen oder „schwarz(blau)e Listen” auf die die Namen derer kämen, die es dennoch wagten zu streiken. SchülerInnen, die in solche Listen eingetragen würden, könnten sich keinerlei „Entgegenkommen” seitens der Schule mehr erwarten. Wer weiß, wie sehr Noten und ähnliches vom subjektiven Empfinden der dafür Verantwortlichen Menschen abhängen, versteht die Härte dieser Drohung. SchülerInnen der Hegelgasse 12 wären wohl froh gewesen, wenn sie es „nur” mit Drohungen zu tun gehabt hätten. Sie wurden am 18.2. im Schulgebäude eingesperrt... Erziehungsmethoden a la Gehrer?
Wir SchülerInnen haben allen Grund diese Regierung abzulehnen. Wir wurden am 3. Oktober nicht gefragt, werden aber zu jenen gehören, die die Politik dieser Regierung am härtesten trifft. Eine Weiterführung des Bildungsabbaus sowie die Einführung von Studiengebühren sind mehr als wahrscheinlich. Eine Verschärfung der schwarzen „Rohrstaberlpädagogik“ ist bereits an einigen Schulen zu spüren (Beispiele dafür haben die Tage vor und nach dem Schulstreik zur Genüge geboten). Legaler Rasissmus durch die Ein-Drittelklausel (höchstens ein Drittel SchülerInnen nicht-deutscher Muttersprache in einer Klasse) und Elitenbildung.Doch ein SchülerInnenstreik kann diese Regierung nicht stürzen. Es braucht den gemeinsamen Kampf von ArbeitnehmerInnen, Arbeitslosen, SchülerInnen und Studierenden und PensionistInnen. Deshalb fordern wir den ÖGB auf, einen österreichweiten Streik und Protesttag zu organisieren!