Sa 14.11.2015
Totgesagte leben länger - nach diesem Motto mag es sein, dass Dirndln und Trachten in den letzten Jahren eine Renaissance erleben. Doch nicht genug, FPÖ, ÖVP und andere Parteien feiern auf der “Wiesn”. Rechte (und auch andere) PolitikerInnen posieren in Trachten, geben sich “heimatlich” und wollen dieses schöne, schwammig undefinierbare “Heimatgefühl” vermitteln.
In einer zunehmend unsicheren Welt, mit düsteren Zukunftsprognosen zieht das Trugbild einer vermeintlich „guten alten Zeit“, traditionelle Rollen und Familienbilder inklusive. Für Lebensentwürfe abseits von Vater-Mutter-Kind ist da kein Platz. Rechte Kräfte setzen bei der Angst an und antworten mit „Tradition“. Schunkeln zu Gabalier und Frei.Wild in pinken Dirndln und Lederhosen scheint leichter, als sich angesichts von Krise, Kürzungspolitk, Flüchtlingsströmen und anderen Grauslichkeiten des Kapitalismus zu wehren! Praktisch für die Herrschenden: die Machtverhältnisse werden so nicht hinterfragt! Klar, früher war ja alles besser, da hatten wir ja alle genug Geld (außer die vielen, die arm waren), die Familie war noch intakt (Frauen und Kinder prügeln inklusive), die MigrantInnen hießen damals noch GastarbeiterInnen (und waren mies bezahlt wie auch heute) und Bio war auch alles (nur dass sich die wenigsten Fleisch leisten konnten). Also zurück auf die Alm und in die Vergangenheit, da wars schön – wenn man nicht das Pech hatte, zu den 95% nicht-reichen, nicht-adeligen zu gehören!