Mo 05.02.2018
Das Verhältnis des Putinregimes zur Oktoberrevolution ist zwiespältig. Einerseits gibt es von Putin & Co immer wieder positive Bezüge auf die Stalin-Ära als dem ganz in nationalistischem Sinne gefeierten historischen Höhepunkt russischer Machtentfaltung. Andererseits beruft sich das Regime gern auf die historische Tradition des Zarenreiches, die orthodoxe Kirche, das vorrevolutionäre "Heilige Russland". Beim Gedanken an den Sieg der sozialistischen Revolution von 1917 ist der russischen Milliardärsregierung mulmig zumute. Während man sich auf die erstarrte, von Nationalismus durchtränkte stalinistische Sowjetunion vorsichtig positiv beziehen kann, ist der stürmische, revolutionäre Beginn der Sowjetunion suspekt. Entsprechend herrscht zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution in den russischen Medien und seitens der Regierung eisiges Schweigen. Putin hatte erklärt, es sei "unnötig", der Revolution zu gedenken. Etwas überraschend ist es dann, dass ein staatlicher TV-Sender eine mit großem Budget gedrehte Serie über das Leben Trotzkis ausstrahlt. Freilich: Viel historische Bildung vermittelt diese nicht. Stattdessen wird Trotzki als charismatische, aber teuflische Figur geschildert, die Revolution als eine einzige Serie von Grausamkeiten. Die Revolutions-Ära eine Abfolge schauriger Katastrophen und Verbrechen - aus deren Folgen die von Putin symbolisierte Wiedergeburt der guten alten Zeit das Land befreit habe. So in etwa die Geschichtsbetrachtung des putinschen Staates.