Fr 12.05.2017
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Die heutige Demonstration ist ein erster Schritt, um auf unsere Probleme aufmerksam zu machen. Und die sind enorm: Die diversen „Reformen“ und „Umstrukturierungen“ führen dazu, dass wir unsere Arbeit nicht machen können. Nicht wir sind an Gangbetten, Spitalsinfektionen und ruhig-gestellten PatientInnen schuld, sondern die PolitikerInnen, die auf unserem Rücken und auf Kosten der PatientInnen sparen.
Die Pflege braucht mehr Personal & mehr Gehalt
Egal ob im öffentlichen Spital, privaten Pflegeheim oder in der Hauskrankenpflege: die Arbeitsbelastung ist viel zu hoch. Viele betroffenen KollegInnen und auch „ExpertInnen“ gehen davon aus, dass 30% mehr Personal nötig ist. V.a. die private Pflege (aber nicht nur) ist unterbezahlt. Ein Plus von mindestens 200 Euro netto in den verschiedenen Kollektivverträgen ist nötig.
Dafür ist angeblich kein Geld da?! Doch für die Hypo, für Aufrüstung und Steuergeschenke für Großunternehmen ist schon Geld da? Was ist das für ein System, in dem die Profite weniger mehr wert sind, als die Gesundheit vieler (PatientInnen UND Beschäftigter)? Wir sollen für die Krise dieses Systems, des Kapitalismus zahlen, obwohl wir sie nicht verursacht haben.
„Ob Dienststellenversammlungen in der Arbeitszeit, Versammlungen auf der Straße, Versammlungen vorm Krankenhaus - es gibt viele Möglichkeiten, für Verbesserungen aktiv zu werden. Wichtig ist, von Anfang an die PatientInnen zu informieren und einzubeziehen.“ Jan, Krankenpfleger in einem Ordensspital
Eine Forderung der Gewerkschaft ist die "Vereinheitlichung der Standards in der Pflege" weil diese in den verschiedenen Spitälern (Öffentlich – Ordensspitäler etc) bzw. Bundesländern unterschiedlich sind. Gespräche von Gewerkschaftsspitzen mit ParteifreundInnen in Stadt und Land und Verhandlungen hinter verschlossenen Türen werden keine echte Verbesserung bringen.
Es besteht sogar die Gefahr der Vereinheitlichung nach unten, also dass die jeweils niedrigsten Standards dann für alle gelten sollen. Wir brauchen aber überall mehr. Im Berliner Krankenhaus "Charité" haben sich die KollegInnen selbst auf die Beine gestellt. Durch eine Mobilisierung von unten und einen Arbeitskampf – auch Streiks – im Spital unter dem Motto „Mehr von uns ist besser für alle“ wurde per Kollektivvertrag ein bessere Personalschlüssel und mehr Personal erkämpft.
Die Charité zeigt: Kämpfen bringts!
Doch dazu hat es die Unterstützung von PatientInnen und der Berliner Bevölkerung gebraucht. Beides war vorhanden. Gerade deswegen ist es ein Fehler, dass von den Gewerkschaften für die heutige Demo so wenig getan wurde. Der Termin war lange bekannt, warum wurde er so spät veröffentlicht? Warum wurde an den Dienststellen nicht mehr informiert und mobilisiert? Wieviele könnten wir heute sein, wenn auch PatientInnen/KlientInnen und ihre Angehörigen angesprochen worden wären? Wieviele mehr, wenn auch andere Berufsgruppen, die ähnliche Probleme haben (Sozialbereich, Kinderbetreuung, Bildungswesen etc.) zur Teilnahme eingeladen worden wären? Eine Demonstration von Zehntausenden oder mehr wäre ein umso deutlicheres Zeichen gewesen. Doch es ist ein guter Anfang, dass wir heute hier sind.
Es ist 5 nach 12: Jetzt den Widerstand beginnen!
Die Gewerkschaft sollte heute die nächsten Schritte bekanntgeben, um mehr Personal und mehr Gehalt zu erkämpfen. Wenn sie das nicht tut, müssen wir in den Dienststellen beginnen, uns in Betriebsgruppen zusammen zu schließen, um uns zu informieren, auszutauschen und die nächsten Schritte zu organisieren. Wir sind die Gewerkschaft, wir sind die Betroffenen, auf uns kommt es an!
Bei den Ordensspitälern hat allein die Androhung von Streiks eine Lohnerhöhung von 9% gebracht. Streik im Spital ist schwer, aber möglich. Die Regierungen gefährden uns und unsere PatientInnen. Wenn wir für mehr Personal und mehr Gehalt streiken, dann weil wir PatientInnen und uns selbst vor dieser Politik schützen müssen!
„Wir sollten uns an den KollegInnen der Charité ein Beispiel nehmen. Sie haben nicht nur gezeigt, dass im Spital gestreikt werden kann, dieser Kampf hat auch Verbesserungen erreicht, die mit Verhandlungen alleine nie möglich gewesen wären.“ Flo, Pflegehelfer in Linz