Notizen gegen Sexismus: Zensur oder Porno * Gender-Marketing

Zensur oder Porno

Weil die 30.000 Jahre alte Venus von Willendorf aufgrund von „zu viel Nacktheit“ von Facebook und Instagram verbannt wurde, richtete der Wiener Tourismusverband im Spätherbst einen Account auf onlyfans ein - eine Plattform mit hauptsächlich pornographischen Inhalten. Dort lädt er nun auch Bilder von Schiele, Modigliani etc. hoch, um Museen und Ausstellungen zu bewerben. Was in internationalen Schlagzeilen als kreative Werbekampagne gefeiert wurde, die übermoralistische Algorithmen ausbootet, ist tatsächlich nur die andere Seite der Medaille. Denn der Fall zeigt auf, dass es im Kapitalismus nur zwei Arten gibt, mit Nacktheit bzw. Sexualität umzugehen: verstockte Zensur und pornographische Vermarktung. Entweder dürfen sie gar nicht existieren, oder sie müssen im Dienste des Profits immer weitergetrieben werden.

Screenshot: The Guardian

 

Gender-Marketing

Blau für die Buben, Rosa für die Mädchen. Feuerwehrautos für die einen, Puppen für die anderen. Wer gedacht hat, dass diese verstaubten Klischees der Vergangenheit angehören, wird insbesondere im Weihnachtsgeschäft eines Besseren belehrt. Das Gegenteil ist nämlich der Fall: Wie die kalifornische Soziologin Elisabeth Sweet gezeigt hat, ist Spielzeug heute viel „geschlechtsspezifischer“ als noch vor ca. 50 Jahren. Der plumpe Grund: Profit. Vor dem Hintergrund zurückgehender Geburtsjahrgänge müssen Kinderprodukte umso aggressiver vermarktet werden – und so wurde das „Gender-Marketing“ geboren: Produkte wie Gummistiefel oder Fahrräder werden extra „für Buben“ oder „für Mädchen“ vermarktet – sodass für Geschwister z.B. alles doppelt gekauft werden soll. So werden im Interesse des Profits Rollenbilder verfestigt

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