Menschen mit Behinderung sind ArbeiterInnen

Rund 9% der Bevölkerung gelten im engeren Sinn als behindert, 5,2% im erwerbsfähigen Alter. Eine geistige Behinderung bzw. Lernprobleme haben ca. 1% der Bevölkerung, eine Sprachproblematik tritt bei 0,8% auf. 50.000 Menschen haben einen Rollstuhl; 3,9% haben Sehbeeinträchtigungen (die trotz Sehhilfe nicht korrigiert werden können) und 2,5% eine Hörbeeinträchtigung. Viele wollen und können arbeiten.

Rund 19.000 Menschen arbeiten in Werkstätten. 2013 gab es am „Ersten“ Arbeitsmarkt 105.000 Pflichtstellen, 37.000 blieben unbesetzt.

Das neue Behinderteneinstellungsgesetz trat am 1.1.2011 in Kraft. Der Kündigungsschutz wurde aufgeweicht – das sollte laut Regierung Jobs bringen. Dazu die Arbeitslosenquote von Menschen mit Beeinträchtigung: 2010 auf hohen 37,4 %, aber 2013 auf weit höheren 48,8%!

Wer als behinderter Mensch in einer Werkstatt arbeitet, gilt nicht als angestellt, ist nicht arbeitslosen- oder pensionsversichert. Bezahlt wird nur ein Taschengeld, je nach Bundesland und Träger, zwischen 50-150 Euro/Monat. Unternehmen jeder Größe lassen in Behindertenwerkstätten produzieren (z.B. Bosch, Zotter, Ricoh), verdienen dabei natürlich und gelten auch noch als „corporate social responsible“.

Die Armutsgefährdung von Menschen mit Behinderung liegt bei 20% (und damit fast doppelt so hoch wie in der „Normalbevölkerung“), manifest arm sind 11%. Auch Familien, in denen Menschen mit Behinderung leben, sind überdurchschnittlich armutsgefährdet. Grund dafür ist u.a. das niedrige Pflegegeld, das jahrelang nicht erhöht wurde und wohin nun der Zugang weiter erschwert wird.

 

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