Mi 04.07.2018
Der Kapitalismus verändert sich laufend, so auch Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. MarxistInnen wie auch bürgerliche ÖkonomInnen analysierten die neuen Phänomene. Es gab immer weniger „freie Konkurrenz“ und riesige Monopole bestimmten das gesamte Wirtschaftsleben. Banken waren nicht mehr nur Zahlungsvermittler, sondern bestimmten zunehmend, was im Betrieb geschah bzw. übernahmen vollends die Kontrolle. Der Kapitalismus ist zum Wachsen verurteilt, im Produktionsbereich wie auch im Finanzsektor, und wenn der Markt im eigenen Land nicht reicht, wird Kapital exportiert, um weitere Bereiche außerhalb des Heimatlandes unter seine Kontrolle zu bringen. Warum nur Waren auf einem Markt verkaufen, wenn man gleich den Marktplatz kaufen kann? Dies führte zum Wettstreit um die Eroberung neuer Einflusssphären. In seinem Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ (1916/17) definiert Lenin folgende Punkte: „1. Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, dass sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses ‘Finanzkapitals’; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied zum Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde unter den kapitalistischen Großmächten ist beendet.”
Lenin schrieb seine Theorien vor dem Hintergrund des 1. Weltkrieges. Dieser war für die KapitalistInnen zur Notwendigkeit geworden. Nachdem die Welt mit dem Ende des Kolonialismus aufgeteilt war, stellte sich die Frage der Eroberung fremder Einflusssphären dringender denn je. Der 1. Weltkrieg war ein imperialistischer Krieg zur gewaltsamen Neuaufteilung der Welt unter den wichtigsten europäischen Mächten.
Doch wie schaut Imperialismus heute aus? Am Beispiel der Voestalpine erkennt man, dass die Firma ihre Rohstoffbeschaffung zu 100% über Voest-Tochterfirmen regelt, in Brasilien wie in Texas; andere Arbeitsstoffe, wie Gase werden auch am Standort in Linz hergestellt. Beliefert werden diverse Autofabriken von Japan bis in die USA, Daimler, Opel, aber auch Firmen wie OMV, Turmöl, Avanti, in Form von Platten für Pipelines. Die Voest ist mittels Aktien, aber auch einer eigenen Versicherungsgesellschaft auch am Finanzmarkt tätig. Und sie hat Einfluss auf die Politik von Landes- und Bundesregierungen, die in ihrem Sinne agieren.
Alle Elemente des Imperialismus sind auch heute noch am Werken, die Monopolisierung ist seit 100 Jahren weiter fortgeschritten. Und die Widersprüche und Konflikte zwischen den einzelnen imperialistischen Staaten haben nicht abgenommen, sondern sind die Garantie dafür, dass die Kriegsgefahr nicht ab- sondern zunimmt. Wenn nur acht Menschen mehr besitzen als die halbe Welt, dann ist das absurd, denn jeder Reichtum ist Reichtum aus unserer Arbeit. Kapitalismus bedeutet Imperialismus und das bedeutet permanente Kriegsgefahr. Zeit, dass wir uns nehmen, was wir erarbeitet haben - vorwärts zu einer friedlichen und sozialistischen Gesellschaft!