Mi 20.12.2017
Um die Produkte des menschlichen Bedarfs herzustellen, braucht die Gesellschaft Werkzeuge, Geräte, Maschinen - kurz gesagt Produktionsmittel. Der Großteil dieser Produktionsmittel befindet sich im Kapitalismus im Besitz der KapitalistInnen. Da es aber nicht ausreicht, Maschinen zu besitzen, um Güter zu erzeugen, benötigt „die Wirtschaft“ auch menschliche Arbeitskraft. Die Masse der Gesellschaft besitzt keine Produktionsmittel, mit der sie Produkte erzeugen kann, die sie dann verkaufen kann. Das Einzige, was die breite Masse verkaufen kann, ist sich selbst in Form ihrer Arbeitskraft. Also geht der/die ArbeiterIn einen Vertrag mit dem/der KapitalistIn ein, um mit deren Produktionsmittel Güter zu produzieren bzw. als Angestellte/R diverse Dienstleistungen zu erbringen. Dieser Vertrag legt fest, wie lange die ArbeitnehmerInnen (wobei dieser Begriff eigentlich falsch besetzt ist, da die Beschäftigten ihre Arbeit(skraft) hergeben) arbeiten, und wie viel Geld sie dafür erhalten (und zwar im Wesentlichen so viel, um ihre Arbeitskraft zu erhalten). Die ArbeiterInnen produzieren dabei nicht nur Waren, die dem Wert ihrer Entlohnung entsprechen, sondern erzeugen darüber hinaus mehr Wert, also Mehrwert, der dem Kapitalisten bleibt. Bei einer Erhöhung der täglichen Arbeitszeit und bei einer Intensivierung der Arbeit, bei gleichbleibendem Lohn, steigt also die Zeit, in der die Beschäftigten für den Gewinn der Eigentümer wirtschaften. Wird die Arbeitszeit erhöht, steigt der absolute Mehrwert, bleibt sie gleich, wird aber intensiver gearbeitet, steigt der relative Mehrwert.
In Österreich und vielen anderen westlichen Ländern sind diese Verträge bezüglich Arbeitszeit seit Jahrzehnten so geregelt, dass die tägliche „Normalarbeitszeit“ acht Stunden und die wöchentliche 40 bzw. 38,5 beträgt. Diesen Zustand haben wir mittlerweile schon so lange, dass er für mehrere Generationen bereits als Naturgesetz erscheint – obwohl er für viele immer weniger mit der realen Arbeitssituation zu tun hat.
Marx schreibt dazu im 1. Band des Kapitals: „Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeitstags dar - ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse“ (Das Kapital, Band I)
Das Ganze hat aber nichts mit Naturgesetzen zu tun, sondern mit dem Nachkriegsaufschwung, der Spielraum für Zugeständnisse bei der Arbeitszeit brachte – die aber dennoch erkämpft werden mussten. Dieser Aufschwung ebbte in den 1970ern ab und der Wettlauf um die Märkte begann intensiver zu werden. Auch wurde es immer schwieriger, hohe Profitraten zu erzielen. Also versucht das Kapital, den Kostenfaktor Arbeitskraft durch erhöhten Arbeitsdruck und Verlängerung der Arbeitszeit zu reduzieren, um so den erzeugten Mehrwert der einzelnen ArbeiterInnen zu erhöhen. Als ArbeiterInnen wehren wir uns natürlich dagegen – schließlich bedeutet diese Mehrarbeit nur mehr Profit für die KapitalistInnen. Wir kämpfen dagegen für eine Verkürzung der Arbeitszeit, um diese Ausbeutung zu verringern – und letztendlich abzuschaffen.
Der ganze Schwerpunkt zum (Klassen)kampf um die Arbeitszeit:
- Der (Klassen)kampf um die Arbeitszeit von Karin Karin Wottawa
https://www.slp.at/artikel/der-klassenkampf-um-die-arbeitszeit-8651
- Her mit der 30h Woche bei vollem Lohn! Von Christian Bunke
https://www.slp.at/artikel/her-mit-der-30-stunden-woche-bei-vollem-lohn-8652
- Marx aktuell: "Normalität" des Achtstundentagen von Thomas Hauer
https://www.slp.at/artikel/marx-aktuell-%E2%80%9Enormalit%C3%A4t%E2%80%9C-des-achtstundentages-8653
- Zahlen und Fakten: Arbeitszeit in Österreich
https://www.slp.at/artikel/zahlen-und-fakten-arbeitszeit-in-%C3%B6sterreich-8654
- Geschenkt ist nix – Arbeitszeitverkürzung erkämpfen! Von Manuel Schweiger
https://www.slp.at/artikel/geschenkt-ist-nix-arbeitszeitverk%C3%BCrzung-erk%C3%A4mpfen-8655