Di 04.09.2007
Leistungsstandards für Dreijährige, Aufnahmetests an AHS und Universität, Sprachprüfungen für Vorschulkinder - dies sind einige Aspekte mit denen sich die ÖVP in der letzten Zeit in die so genannte Bildungsdebatte eingebracht hat. Was sich durch alle diese Forderungen wie ein tiefschwarzer Faden zieht, ist die Betonung der Leistung jedes/r einzelnen, eine frühe Selektion der Kinder bzw. SchülerInnen, das Bekenntnis zum differenzierten Schulsystem und somit auch die Aufrechterhaltung der Elitenbildung.
Mitte Juni hat sich die ÖVP bei ihrem Bundesvorstand gegen die Gesamtschule ausgesprochen, da dies ihrer Meinung nach nur einen "Einheitsbrei" und eine “Gleichmacherei” bedeuten würde. Sie tritt hingegen für eine "leistungsgerechte Differenzierung ein…die nur in einem differenzierten Bildungssystem sichergestellt werden kann" (ÖVP-Perspektivengruppe Bildung). Hier lässt sich schnell erkennen, dass es der ÖVP vor allem um den Leistungsaspekt geht, der natürlich mit Selektion verbunden ist. Man/frau sollte sich die Frage stellen, inwieweit es sinnvoll ist, Kinder bereits mit drei (Vorschlag von ÖVP-Bildungssprecher Neugebauer) oder fünf Jahren zu beurteilen und damit in Leistungskategorien zu einzuordnen. Weiters wird durch die Entscheidung Hauptschule oder Gymnasium der Bildungsweg von Kindern bereits mit zehn Jahren maßgeblich bestimmt. Dies hat wenig mit dem Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder zu tun, sondern ist meistens vor allem eine Frage der sozialen Schicht.
Bildungskonzept der ÖVP
Die ÖVP steht für dieses Konzept der frühen Selektion und des differenzierten Schulsystems. In dem von der Perspektivengruppe Bildung ausgearbeitetem Modell des zukünftigen Bildungssystems soll - mit ein paar kosmetischen Änderungen - im Wesentlichen alles beim alten bleiben. Die wichtigsten Punkte hierbei sind, dass die Fünfjährigen in Bezug auf deren Sprachfähigkeiten überprüft werden und falls diese nicht ausreichend sind in die Vorschule kommen sollen. Weiters sollen Kinder, wenn die Lernziele beim Lesen, Schreiben, Rechnen, Reden nicht erreicht wurden, die "Möglichkeit" haben ein fünftes Volksschuljahr zu absolvieren.
Die Hauptschule soll aufgewertet werden (nähere Vorschläge ließen sich hierzu nicht finden). Besonders hervorgehoben wird noch, dass es "Zeugnisse braucht, die noch stärker als bisher die individuellen Leistungen der Schülerinnen und Schüler darstellen" (ÖVP-Perspektivengruppe Bildung). Um hier einen Vergleich zu bringen, in Finnland, wo es eine Gesamtschule für die 7-13jährigen gibt - und Finnland der Staat ist, der bei der PISA-Studie seit Jahren am besten abschneidet -, werden in diesem Zeitraum gar keine Noten vergeben und man/frau kann auch nicht sitzen bleiben.
Freie und kostenlose Bildung für alle
Die SLP tritt dafür ein, dass jeder/e die gleiche Chance auf Bildung hat, damit alle die Möglichkeit haben ihr ganzes Potential zur Entfaltung bringen zu können. Dies beginnt mit dem kostenlosen Kindergartenbesuch, innerhalb dessen es eine Frühforderung gibt. Dies geht einher mit dem Anerkennen des Kindergartens als Bildungseinrichtung und der damit verbundenen Aufwertung der Ausbildung (auf universitärem Niveau) und Bezahlung von Kleinkind-PädagogInnen.
Im Kindergarten hat Leistungsdruck nichts zu suchen, hier geht es darum, dass die Kinder soziale Kompetenz erwerben und spielerisch Vorarbeiten machen bzw. Fertigkeiten erlernen, die ihnen dann helfen das Rechnen, Schreiben, Lesen in der Schule zu lernen.
In weiterer Folge braucht es unserer Meinung nach eine öffentliche und kostenlose Gesamtschule mit integrierter Berufsausbildung in Lehrwerkstätten für alle Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr. Dies würde ein Ende der frühen Selektion der Kinder bedeuten und allen den gleichen Zugang zur Bildung ermöglichen. Darüber hinaus können Kinder und Jugendliche in der Gesamtschule aufgrund von kleineren Klassen, mehr BetreuungslehrerInnen und vorwiegend projekt- und fächerübergreifendem Unterricht am besten ihr individuelles Potential entfalten sowie nach ihren Bedürfnissen unterrichtet werden.
Im Anschluss daran braucht es auch wieder einen freien Hochschulzugang, das heißt eine Abschaffung der Studiengebühren sowie von Zugangsbeschränkungen und der Ständigen Bedrohung vom Wegfall der Familienbeihilfe, wenn man/frau sich über der Mindeststudiendauer befindet.