Mo 09.03.2009
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Am 24. Februar hat die Bildungsministerin den rund 120.000 LehrerInnen über die Medien ausrichten lassen, dass sie ab September um 2 Stunden pro Woche mehr in der Klasse stehen werden. Aber natürlich soll mit dieser Maßnahme die Qualität der Schule erhöht werden. Mehraufwand für die LehrerInnen? Nein natürlich nicht, weil laut Plan der Ministerin wird nur innerhalb der Arbeitszeit mehr in Richtung Unterricht verschoben. Und sofort sind viele ExpertInnen zur Stelle, die Ministerin Schmied ins Wort reden. Zu denen zählen sich z. B. Sozialminister Hundstorfer, Kanzler Faymann, Frauenministerin Heinisch-Hosek und „Elternvertreter“ Gerald Netzl. Sie eint, dass sie offenbar nicht wirklich wissen, wie Schul- und LehrerInnenalltag heute aussieht!
Mit der Hebung der „Qualität“ des Unterrichts hat das Ganze aber freilich nichts zu tun. Das zeigt sich an der Hetze, die seit Wochen von den „ExpertInnen“, PolitikerInnen und der Boulevard-Zeitungen (Heute, Österreich, Krone etc.) betrieben wird. Damit hat es wieder begonnen, das fröhliche „LehrerInnen-Basching“. Das zieht offenbar auch bei der Bevölkerung, weil es so dargestellt wird, dass wir LehrerInnen unsere 20 Stunden in der Klasse stehen und das war’s dann. Und das bei 3 Monaten Ferien. Ach ja, nicht zu vergessen, dass in anderen Ländern die LehrerInnen angeblich viel mehr arbeiten als wir, wie von Ministerin Schmied gerne betont wird. Also worüber beklagen sich die LehrerInenn? Dabei wird unter den Tisch gekehrt, dass damit Äpfel mit Birnen verglichen werden. Weil die Realität sieht anders aus und Frau Schmied weiß das, bzw. sollte das als zuständige Ministerin eigentlich wissen.
Im Gegensatz zu anderen Ländern nämlich, müssen in Österreich die LehrerInnen alleskönnende Wunderwuzzis sein. Zu unseren Kernaufgaben zähl
- in der Klasse den immer umfangreicheren Stoff vermitteln,
- Vorbereitungsarbeit für SchülerInnen-zentrierten-Unterricht für jede Einheit,
- korrigieren und verbessern der Hausübungen, Schularbeiten und Tests,
- Erledigung eines wesentlichen Teils der Schuladministration (für die es in anderen Ländern eigene Beschäftigte gibt),
- Erstbetreuung und Erkennung von Jugendlichen mit unterschiedlichsten Problemen wie etwa Gewaltbereitschaft, Drogen (Stichwort: „Komasaufen“), Magersucht etc. In Österreich gibt es im gesamten Bundesgebiet gerade einmal 150 SchulpsychologInnen – in anderen Ländern sind sie in das Schulteam integriert.
- Konfliktbetreuung- und Lösung in der Klasse durch ethnische und soziale Spannungen, die durch die ausländerfeindliche Hetze geschürt werden.
In meinem Bereich, der Berufsschule, liegt die Lehrverpflichtung jetzt schon bei 23 Stunden in der Woche. Damit bleiben mir für die Aufgaben von Punkt 2 bis 6 gerade einmal 17 Stunden! Das hat jetzt schon nicht funktioniert und führt im Prinzip nur dazu, dass formal für alles und jedes letztlich die LehrerInnen verantwortlich gemacht werden können. Sobald an einer Schule etwas passiert, ist automatisch die erste Frage, warum denn kein/e LehrerIn etwas bemerkt hat auf der Titelseite der Zeitungen. Die Antwort ist banal: Weil sie keine Zeit dafür hatten! Das interessiert dann aber niemanden, weil der/die Schuldigen eh schon gefunden sind: die LehrerInnen.
Tatsache ist, dass bereits jetzt 1/3 der LehrerInnen von Burnout gefährdet sind. Das liegt wohl nicht daran, dass wir alle Weicheier sind, sondern daran, dass der Druck immer weiter steigt.
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2 Stunden mehr als „Beitrag“ der LehrerInnen in der Krise
Am 25. Februar wurde über die APA eine staatliche Unterstützung der Erste Bank in der Höhe 1,89 Milliarden Euro bekannt gegeben. Einen Tag also nach der Ankündung, die Arbeitszeit bei uns LehrerInnen um 2 Stunden pro Woche zu erhöhen. Schnell nach der Ankündung von Ministerin Schmied ist damit klar geworden, dass es sich um eine schlichte Sparmaßnahme auf dem Rücken der LehrerInnen und SchülerInnen handelt. Besonders zynisch ist die Ankündung der Verantwortlichen, dass die Mehrarbeit auf keinem Fall auf Kosten der SchülerInnen gehen darf. Wie das mit unseren Aufgaben funktionieren soll, bleiben aber alle „ExpertInnen“ schuldig. Detail am Rande: viele KollegInnen haben in der Schule keinen Arbeitsplatz; in vielen Schulen ist ein eigener Schreibtisch im Konferenzzimmer schon ein Privileg! Daher stellt sich für die meisten KollegInnen die Frage, ob sie in der Schule ihre Vorbereitungen machen, nicht, weil es schlichtweg gar nicht möglich ist. Sie machen ihre Vorbereitungen zuhause und auf eigene Kosten (PC, Internet, Drucker etc.). Und dafür wir unser Arbeitszimmer nicht einmal von der Steuer absetzen.
Tatsache ist auch, dass die wenigsten LehrerInnen tatsächlich nur ihre eigene Lehrverpflichtung in der Klasse stehen. In auch schon mittelgroßen Schulen ist immer wer krank und es muss suppliert werden. Und dafür bekomme ich in meinem Fall dann für eine Überstunde (was anderes ist eine Fachsupplierung nicht) weniger, als für eine normale Arbeitsstunde. Zu den weiteren „Privilegien“ zählen auch noch sämtliche Konferenzen außerhalb der Unterrichtszeit. Der Plan von Frau Schmied geht ganz klar zu Lasten der SchülerInnen, der LehrerInnen und der Eltern. Dass das dann von der offiziellen Elternvertretung nicht so gesehen wird, ist nicht nachvollziehbar. Längere Arbeitszeiten verschlechtern nun einmal die Qualität, dadurch verschlechtert sich das Klima in der Klasse und die Ausbildung wird schlechter. Eine Folge davon wird sein, dass die Eltern mehr Geld für Nachhilfe ausgeben müssen. Ein weiterer Schritt zu Privatisierung der Bildung.
Wer geglaubt hat, die SPÖ würde nach der bildungspolitischen Trockenperiode der Gehrer-Jahre eine andere Bildungspolitik machen, wurde schwer enttäuscht. Offenbar freut sich die SPÖ-Führung wieder einmal den Boulevard und die Stammtisch-Meinung im Rücken zu haben. Mehr Zeit in den Klassen vernichtet Jobs, anstatt welche zu schaffen. Sie führen zu mehr Stress und Druck und auf längere Zeit zu mehr Krankheiten und daher auch zu Krankenständen. Wenn eine Verlängerung der Arbeitszeit bei uns LehrerInnen durchgeht, wird es nicht lange dauern, bis auch die nächsten Berufsgruppen „ihren Beitrag“ zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise haben werden – die KindergärtnerInnen, die Beschäftigten der Gemeinden, Länder und des Bundes und mit Sicherheit auch in der Privatwirtschaft.
Die GÖD handelt leider oft mehr als Standesvertretung, denn als Gewerkschaft. Die Interessen und Probleme der JunglehrerInnen werden oft gegen jene der älteren, beamteten KollegInnen gegeneinander ausgespielt. Der jetzige Angriff trifft uns dieses Mal alle gemeinsam. Das gibt auch die Chance mit dem gegeneinander Ausspielen von unterschiedlichen Bereichen der LehrerInnen endlich Schluss zu machen. Leider ist nicht auszuschließen, dass am Ende wieder ein fauler Kompromiss stehen wird.
Wir müssen vermitteln, dass die Angriffe auf die LehrerInnen nur die Spitze des Eisberges sind. Es geht darum, insgesamt die Kosten der Krise letztlich auf die Beschäftigten, Jugendlichen und Familien abzuwälzen. Damit das nicht passiert, sind wir alle gemeinsam – LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern – geforder