Mi 19.03.2014
Den folgenden Text verteilten SLP-AktivistInnen als Flugblatt auf der HörerInnenvollversammlung der ÖH Uni Wien anlässlich der geplanten Zugangsbeschränkungen für das Lehramtsstudium an der Universität Wien. Leider vermied es die ÖH weitestgehend, über Möglichkeiten konkreten Widerstands zu diskutieren. Stattdessen wurde "nüchtern" über Sinn und Unsinn von Zugangsbeschränkungen mit UniversitätsprofessorInnen diskutiert, die sich offen für Selektionsmaßnahmen aussprachen. Die AktivistInnen der SLP, die an der Uni Wien Lehramt studieren, sind der Meinung, dass es einen allgemeinen Kampf gegen Zugangsbeschränkungen jeder Art braucht. Wir sagen aber auch, dass es höchste Zeit ist, alle von den aktuellen Angriffen auf das Bildungssystem Betroffenen in einer gemeinsamen Bewegung gegen diese Bildungspolitik zu vereinen. Scheinbar hat die ÖH Uni Wien daran kein Interesse. Wir sind jedoch weiterhin bereit, jeglichen Schritt in Richtung solchen Widerstands zu unterstützen.
Mach deine Wut zu Widerstand!
Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr PädagogInnen. Dafür sind eine frei zugängliche, qualitativ hochwertige LehrerInnenbildung und gute Bezahlung notwendig. Stattdessen wurde das Studium, vor allem die ohnehin zu wenigen praxisbezogenen Veranstaltungen, schon zuvor verstümmelt. Nun soll es zugangsbeschränkt werden.
Dies bedeutet eine noch stärkere Anpassung des Studiums an Wirtschaftsinteressen im Sinne des „Bologna-Prozesses“ und Knock-Out Prüfungen. Dies ist auch Ausdruck kapitalistischer Bildungspolitik in der Krise: Angesichts leerer Kassen und bildungswilliger Menschen wird versucht, durch Prüfungen auszusieben. Hürden hindern besonders jene, die bereits gesellschaftlich benachteiligt werden: sozial Benachteiligte, MigrantInnen oder Frauen. Es geht um soziale Selektion. Die Qualität der LehrerInnenbildung wird dadurch nicht verbessert. Im Gegenteil. Nach den LehrerInnen (Neues LehrerInnendienstrecht) und den SchülerInnen (Zentralmatura-Chaos), geht es nun gegen LehramtsstudentInnen.
Doch während die Bildung zu Tode gekürzt wird, hat der Staat kein Problem, 18 Milliarden für die Hypo springen zu lassen, damit die Anleihenhalter nicht um ihre Profite kommen.
Wenn Rektorat und Politik sagen, es sei kein Geld da, ist das eine Lüge. Das reichste 1% der ÖsterreicherInnen besitzt unglaubliche 469 Mrd Euro - ein Bruchteil davon würde reichen, um das Bildungssystem auszufinanzieren und freien Zugang zu hochwertiger LehrerInnenbildung zu garantieren.
Bewegungen wie UniBrennt, der Kampf gegen Zugangsbeschränkungen an der Informatik und der um die Erhaltung der IE haben gezeigt: universitäre Kämpfe können nicht auf universitärer Ebene alleine gewonnen werden. Rektorat und Politik werden versuchen, den Widerstand abzusitzen und warten, bis sich der Protest totgelaufen hat. Wir müssen Kampfperspektiven und Formen entwickeln, die uns davor bewahren:
- Den Kampf gegen die Zugangsbeschränkungen mit breiteren bildungs- und gesellschaftspolitischen Fragen verknüpfen. Wenn wir den freien Hochschulzugang verteidigen, müssen wir auch für eine Ausfinanzierung der Unis kämpfen. Geld für Bildung statt für Banken! Organisieren wir Proteste vor Bankfilialen, um die Verbindung dieser Themen aufzuzeigen!
- Wo Zugangsbeschränkungen durchgesetzt werden, sind auch andere Studienrichtungen bedroht. Wir müssen aktiv auf andere, noch nicht betroffene Studierende und Lehrende zugehen und sie einbinden!
- Wir sollten den Status Quo nicht verteidigen. Die Selektion der LehrerInnenbildung in Uni und PH führt zu Standesdünkel und Nivellierung nach unten. Wir brauchen eine gesamtheitliche und ausfinanzierte pädagogische Ausbildungsinstitution!
- Es gibt massiven Unmut unter LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern über die Bildungspolitik. Sie sind unsere Verbündeten! Im Dezember kam es bereits zur Solidarisierung und gemeinsamen Aktionen der Betroffenen. Hier müssen wir anknüpfen, z.B. mit einer gemeinsamen Demo gegen diese Bildungspolitik!