Für antirassistische Kämpfe im Bildungsbereich!

von Sarah Moayeri, ISA- und ROSA-Aktivistin sowie Mittelschullehrerin

Die Ausweitung von DNA-Tests, auch unterstützt von der SPÖ, Hetz-Kampagnen gegen angebliche “Fake-Familien”, der “Vorarlberger Kodex”, den sich NEOS-Bildungslandesrat Wiederkehr in Wien zum Vorbild nehmen will: Die etablierten Parteien nutzen den Familiennachzug geflüchteter Menschen zynisch, um Rechte weiter zu beschneiden. Die Situation an Schulen, die in der Tat miserabel ist, wird genutzt, um Menschen gegeneinander auszuspielen. Obwohl seit November 2023 die Anzahl der Asylanträge aufgrund des rassistischen EU-Grenzregimes stetig gesunken ist, wird rassistisch Panik geschürt. 

Fragiles Bildungssystem auf Kosten der Schwächsten

Warum fragt niemand, wie es sein kann, dass schon um die 300 Kinder pro Monat mehr (noch nicht einmal alle im Schuleintrittsalter) den Wiener Bildungsbereich angeblich “an den Rand des Kollaps” bringen? Der Ressourcen-, Platz- und Personalmangel an Schulen war schon vorher dramatisch, Kolleg*innen wurden massenhaft ins Burnout getrieben. Die Situation wird jetzt instrumentalisiert, um gegen Geflüchtete zu hetzen. Natürlich ist der Bildungsbereich unhaltbar - und diejenigen, die am meisten darunter leiden, sind Kinder und Jugendliche, die traumatisierende Fluchterfahrungen haben, kein Deutsch sprechen, in einer fremden und oft feindlichen Umgebung aufwachsen und nicht die Bildung bekommen, die ihnen zusteht. Die “Lösung” der Containerklassen ist nicht nur unsinnig, weil sie das Personal- und Ressourcenproblem nicht löst, sondern auch unmenschlich. Die Opposition gegen diese Klassen kommt oft von Rechts und ist rassistisch gefärbt, aber wir müssen aus einer antirassistischen Sicht gegen solche “Lösungen” kämpfen, weil sie allen Kindern, insbesondere geflüchteten, das Recht auf gute Bildungsumgebung und Lehrer*innen das Recht auf gute Arbeitsbedingungen nehmen. 

Gemeinsame Kämpfe und Streiks an Schulen nötig

Kimberger (FCG/ÖVP) stimmt als Vorsitzender der Pflichtschullehrer*innengewerkschaft in die rassistische Hetze ein, anstatt einen Kampf um mehr Ressourcen zu organisieren. Er sagte in einem Interview: “Es ist nicht nur eine Frage der Sprachförderung, es geht auch um Demokratie und unsere Werte”. Auch wenn das nicht überraschend ist, zeigt es, dass wir uns nur auf uns selbst verlassen können. Wir müssen den Bildungsaktionstag zum Anfang einer Offensive nehmen, um durch Streiks und Organisierung die Dinge zu erkämpfen, die es im Interesse aller Schüler*innen, Beschäftigten und Eltern braucht: Kleinere Klassen, mehr Personal für Alphabetisierung, psychologische Betreuung, Sozialarbeiter*innen, Schulgebäude, eine gemeinsame Pflichtschule für alle und mehr. So ein Kampf muss explizit antirassistische Forderungen, wie integrative Deutschförderung statt rassistisch-selektiver Deutschförderklassen aufstellen, denn der Mangel verstärkt Diskriminierung. Es gibt genug Geld, um die Ressourcen für gute Bildung für alle, besonders für die, die es am schwersten haben, zur Verfügung zu stellen: Die reichsten 5% in Österreich besitzen 53,5% des Vermögens, während Kinderarmut, von der geflüchtete Familien besonders betroffen sind, immer weiter zunimmt. FPÖ & Co lenken davon ab. Gegen ihre rassistische Hetze hilft nur ein Kampf im Bildungsbereich, der alle Betroffenen einschließt, sich den Reichtum und das Geld dort holt, wo er konzentriert ist und sich gegen ein System stellt, das Menschen zur Flucht zwingt. 

 

Info:

Mehrsprachigkeit ist eine wichtige Ressource, um Deutsch zu lernen. Deutschpflicht an Schulen bzw. das Verbot, andere Sprachen zu sprechen, lässt Kinder verstummen und hat katastrophale psychische Auswirkungen: (https://www.derstandard.at/story/2000145174328/mehrsprachigkeits-expertin-das-system-laesst-kinder-verstummen)

 

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: