Sa 01.03.1997
Die bisherigen Sparpakete brachten den Studierenden Verschlechterungen im Lehrbetrieb sowie Verschärfungen der sozialen Situation. Gleichzeitig wird der Einfluß großer Konzerne auf Lehrinhalte und Bildungsangebote immer stärker und direkter. Kommen nun auch noch Studiengebühren auf uns zu?
Die gesetzten Einschnitte waren sicher nicht die letzten. So sind u.a. auch immer wieder Studiengebühren im Gespräch. SPÖ-Finanzsprecher Nowotny lehnte diese zuletzt (noch) ab; Wissenschaftsminister Einem steht ihnen „kritisch“ gegenüber - aber es gibt auch aus der SPÖ schon Stimmen für die Gebühren. Argumentiert wird das mit sozialer Gerechtigkeit - aber eben mit dieser Begründung wurden Studiengebühren abgeschafft. Eindeutige Worte sprach Dieter Lukesch, ÖVP-Wissenschaftssprecher. Er hält Studiengebühren für „sinnvoll“, da diese „zu mehr Selbstverantwortung der Studierenden und kürzeren Studienzeiten führen würden“. Spricht man jedoch eine/n „durchschnittliche/n“ StudentIn auf „rasches Studieren“ an, so reagiert er/sie wohl nur mit einem müden Lächeln. Insbesondere in stark besuchten Studienrichtungen (Medizin, Jus) bzw. bei den Geisteswissenschaften herrschen katastrophale Betreuungsverhältnisse. Einführungsvorlesungen werden gestrichen und Praktikumsplätze nach Prüfungsnoten vergeben (letztere waren bisher - wenn positiv - im Grunde irrelevant). Der Verdrängungswettbewerb an den Unis geht mittlerweile so weit, daß z.B. bei Prüfungen der Schwerpunkt immer mehr auf „Aussieben“ gelegt wird. Die „Knock-out-Prüfungen“ sind längst Realtität. StudentInnen, welche nebenbei arbeiten müssen (und das ist die Mehrheit), haben dann wohl Pech gehabt.
Studiengebühren können für all jene, die nicht “g’schtopft” sind, das Ende des Studiums bedeuten. Oder sie studieren ein Fach, das von der Wirtschaft mittels eines Stipendiums gesponsert wird.
Durch die Hintertür
Um der Kritik der Studierenden zu entgehen, wird schon seit längerem versucht, 1. eine Stimmung für die Gebühren über die Medien zu erzeugen („Die faulen Studenten sollen endlich was tun“) und 2. diese unter anderem Namen zu verkaufen. Es werden allerlei „Modelle“ kreiert und diskutiert. Z.B. Modell „Studium auf Kredit“ (in Deutschland das Bafög): Die Studierenden erhalten während des Studiums Unterstützung, die sie ab dem Eintritt ins Berufsleben wieder zurückzahlen müssen. Ergebnis: Studiert wird, was Geld bringt, nicht, was interessiert, und ein Studienwechsel ist fast ausgeschlossen. Eine Variante dieses Modells: Für jedes über die Mindestzeit liegende Semester wird dem/der Studierenden eine Strafe in Rechnung gestellt, die dann ebenfalls zurückgezahlt werden soll.
Es gibt aber auch das Modell „Inskriptionsgebühren“, bei dem am Semesteranfang für die Inskription bezahlt werden muß. (Auch das wird in Deutschland bereits praktiziert: je nach Uni müssen die Studierenden einige hundert bis tausend Schilling pro Semester hinblättern.) Und dann gibt’s noch Studiengebühren, die auch so heißen. Hier hängt die Höhe oft von der Qualität der Ausbildung ab. Die Idee hinter all diesen Modellen ist klar: ein, nur einer (reichen) Elite zugängliches, der Wirtschaft genehmes Bildungssystem.