Do 31.01.2008
Benzair Bhutto wurde am 27. Dezember 2007 bei einer Kundgebung in Rawalpindi, Pakistan von einem Selbstmordattentäter ermordet. Ihr tragischer Tod hat wieder einmal die instabile Situation verdeutlicht, in der sich das Land befindet. Dieses Ereignis und die darauf folgende Gewalt ignorierend wurden die Wahlen für den 16. Januar 2008 angesetzt. Einfache ArbeiterInnen werden unterdrückt und die kommenden Wahlen werden alles andere als frei oder fair sein, sondern genau das Gegenteil. In dieser gefährlichen Situation gibt es mutige ArbeiterInnen und GewerkschaftsaktivistInnen, die für die politischen, gewerkschaftlichen und wirtschaftlichen Rechte der ArbeiterInnenklasse kämpfen. Die Trade Union Rights Campaign – Pakistan (Kampagne für Gewerkschaftsrechte in Pakistan; TURCP) organisiert diesen Widerstand gegen ein Regime, das brutal gegen die ArbeiterInnenklasse vorgeht. Über 100 pakistanische Gewerkschaftsorganisationen sind der TURC-P angeschlossen und leisten gemeinsam Pionierarbeit im Wiederaufbau der ArbeiterInnen- und Gewerkschaftsbewegung und organisieren ArbeiterInnen in bisher nicht gewerkschaftlich organisierten Gebieten der pakistanischen Wirtschaft.
Allianz gegen Privatisierungen
Das Militärregime von Musharraf hat in seiner achtjährigen Herrschaft brutale Angriffe auf den Lebensstandard der pakistanischen ArbeiterInnen geführt. Auf Geheiß von IMF, Weltbank und anderen Institutionen des Kapitals wurden ein Politik durchgeführt, deren Resultate Massenentlassungen, sinkende Reallöhne, erhöhte Arbeitszeiten und schlechtere Arbeitsbedingungen waren. Der Grund für viele dieser Angriffe waren Privatisierungen im großen Stil. Diese Privatisierungen führten auch zu einem nie da gewesenen Anstieg der Lebenserhaltungskosten für die einfachen Menschen. Die Preise für Lebensmittel und Konsumgüter sind in den letzten Jahren um 200 bis 300 Prozent gestiegen! Im Angesicht dieser Zustände gründete die TURC-P die Allianz gegen Privatisierungen, welche gegen Privatisierungen und die Erhöhung der Lebenserhaltungskosten kämpft und für die Rückverstaatlichung bereits privatisierter Betriebe eintritt.
Gesetze gegen die Gewerkschaften
In den letzte acht Jahren wurden mehr Gesetze gegen die rechte der Gewerkschaften beschlossen als in den gesamten 53 Jahren der pakistanischen Geschichte bisher. In der Frage des Vorgehens gegen die Gewerkschaften lässt Musharraf sogar Thatcher und ihre Anti-Gewerkschaftsgesetze in Britannien links liegen. Auf Grund dieser verheerenden Lage sind nur drei Prozent der pakistanischen ArbeiterInnen in offiziell anerkannten Gewerkschaften organisiert. Weitere 17% sind in Gewerkschaften organisiert, die von den Unternehmern und dem Regime nicht anerkannt werden. Laut Gesetz wird eine Gewerkschaft nur in einem Betrieb mit mehr als 50 ArbeiterInnen anerkannt. Um diese, an sich schon undemokratische, Gesetzgebung noch weiter zu umgehen, stellen viele Unternehmen offiziell nur sechs oder sieben ArbeiterInnen an, beschäftigen aber hunderte oder sogar tausende als ZeitarbeiterInnen, die keinen Schutz durch die Arbeitsgesetzgebung erfahren und auch keinerlei soziale Absicherung bekommen. Auf der andern Seite sind in den staatlich Unternehmen über 80% der ArbeiterInnen gewerkschaftlich organisiert. Sie sind jedoch von der Mitgliedschaft in politischen Parteien und der Kandidatur bei Wahlen ausgeschlossen. Die TURC-P kämpft sowohl für die Organisierung der ArbeiterInnen im „informellen Sektor“ als auch darum denen im öffentlichen Bereich eine politische Stimme zu geben.
Seine eigenen Rechte kennen
In den letzten Jahren hat die TURC-P eine Reihe von Treffen und Seminaren abgehalten, in denen ArbeiterInnen einerseits über die bestehenden Arbeitsgesetze aufgeklärt wurden und sie andererseits organisiert wurden um diese Rechte zu verteidigen und auszuweiten. Drei landesweite und vier regionale Gewerkschaften sind im Rahmen dieser Arbeit gegründet worden. Dazu hat die TURC-P auch eine bedeutende Rolle bei der Stärkung der bereits bestehenden Gewerkschaften gespielt. In den letzten Monaten hat TURC-P tausende Plakate und Flugblätter gegen Privatisierungen, Entlassungen und Anti-Gewerkschaftsgesetze heraus gegeben. Wenn die Finanzen es zulassen wird im Rahmen dieser Kampagne eine Broschüre heraus gegeben werden, welche die ArbeiterInnen über ihre Rechte informiert.
Internationale Unterstützung ist notwendig
Seit den ersten Tagen der ArbeiterInnenbewegung war eine ihrer besten Traditionen ihre internationale Orientierung. Egal in welchem Land die Angriffe auf ArbeiterInnen stattfinden – die alte Maxime stimmt: „Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle“. Zur Zeit sind auf Grund des Wahlkampfes die Repressionen etwas zurück gegangen, aber es ist anzunehmen, dass sie sich nach der Wahl wieder verschärfen. Wir rufen alle Gewerkschaften, egal ob regionale oder landesweite, dazu auf, Resolutionen zu verabschieden, die TURC-P und den Kampf für ArbeiterInnenrechte in Pakistan unterstützen und sie an die unten angeführten Adressen zu schicken, damit das pakistanische Regime weiß, dass internationale ArbeiterInnenbewegung sie beobachtet und sie mit ihren Verbrechen nicht davonkommen werden. Wir bitten auch um finanzielle Unterstützung, damit wir die wichtige aber gefährliche Arbeit weiter führen können.
TURC-P zahlt zur Zeit ca. 70 Euro im Monat für ihre Zentrale und weitere 16 Euro pro Monat für jedes ihrer regionalen Büros, wo bei diese „Büros“ eigentlich nur einzelne Räume sind. Den pakistanischen ArbeiterInnen stellen sich gewaltige Aufgaben, sie verfügen aber nur über sehr magere Ressourcen. Zur Zeit wird die Arbeit der TURC-P von Freiwilligen ausgeführt, wobei ein Arbeiter Vollzeit angestellt ist um die Kampagne zu organisieren. Dieser muss von ca. 80 Euro im Monat leben. Das gesamte Budget der Kampagne kommt von den Spenden einzelner ArbeiterInnen oder Gewerkschaftsgruppen. Wenn Sie oder Ihre Gewerkschaft auch nur einen kleinen Betrag als Einmalzahlung oder Dauerauftrag an die TURC-P überweisen könnten, würde dies einen gewaltigen Unterschied für unsere Möglichkeiten machen.
Im Rahmen des Wahlkampfes und nach der Wahl werden wir weitere Informationen über die TURC-P herausgeben. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben und den Newsletter zu erhalten, genügt ein E-Mail an turcpakistan@yahoo.com
Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Solidarität!
Was Sie tun können um den Kampf für ArbeiterInnenrechte in Pakistan zu unterstützen
- In der Gewerkschaft, im Betriebsrat eine Resolution zur Unterstützung der TURC-P und zur Verurteilung des repressiven pakistanischen Regimes verabschieden.
- Leitet Unterschriftensammlungen und Resolutionen an die Botschaft der Islamischen Republik Pakistan in Wien weiter: Hofzeile 13, 1190 Wien oder ein E-Mail an: parepvienna@gmail.com
Bitte sendet auch eine Kopie davon an: turcpakistan@yahoo.com
- Spendet oder macht einen Dauerauftrag für die TURC-P auf das Konto:
PSK 726 20 353 Kennwort "TURCP”