So 11.11.2007
In Ramat Aviv haben 36 Angestellte des Coffee To Go-Cafés einen Streik für die Anerkennung als Gewerkschaft und gegen die Verletzung ihrer Arbeitnehmerrechte gewonnen. Das war der erste Streik, der je in einem Café in Israel stattgefunden hat.
Es ist typisch für diesen von Ausbeutung gekennzeichneten Sektor, wie das Personal im Coffee To Go behandelt wurde. Die Geschäftsführung kassiert die Trinkgelder der Beschäftigten, nimmt davon einen Teil für sich und benutzt einen weiteren Teil, um damit den KellnerInnen den gesetzlich vorgeschriebenen Überstunden-Lohn zu bezahlen. Den Rest verteilt das Management dann willkürlich unter den Beschäftigten und bevorzugt dabei die KellnerInnen, die der Geschäftsleitung irgendwie näher stehen.
Auf diesen Arbeitskampf nun hatte sich die Geschäftsführung vorbereitet, Streikbrecher in Stellung gebracht und Schläger angeheuert, um die Streikenden einzuschüchtern. Der Vorstandschef der Coffee To Go-Kette versetzte einem Streikposten sogar einen Fausthieb. Strauss-Elite food conglomerate, der Eigentümer der Kette, hatte damit gedroht, die Streikführer auf jeweils 500.000 Schekalim (umgerechnet etwa 90.000,- €) zu verklagen.
Die Streikenden organisierten 24-stündige Streikposten, die auch von AktivistInnen der sozialen Bewegung und Studierenden unterstützt wurden. Letztere hatten sich durch die jüngsten Studierendenstreiks radikalisiert. Diese Streikposten waren überaus erfolgreich, indem sie KundInnen vom Eintreten in die Filiale abhalten konnten und dass, obwohl es in einem der reicheren Stadtviertel Tel Avivs eine weitere Filiale von Coffee To Go gibt.
Die Geschäftsführung hatte Schilder mit der Aufschrift: „Business as usual – hier gibt es keinen Streik!“ anbringen lassen und ihre Freunde und Geschäftspartner angekarrt, um diese als Kunden einzuschleusen. Sie boten Leuten sogar Grati-Essen an, die auf das Café aufmerksam geworden waren. Die Streikenden verteilten Flugblätter, in denen zu einem öffentlichen Boykott der Kette und darüber hinaus zu gewerkschaftlicher Organisierung auch an anderen Arbeitsplätzen aufgerufen wurde. Ein täglich aktualisierter Internet-Blog wurde gepostet, Demonstrationen vor den Filialen in Tel Aviv und Haifa halfen dabei, die Kampfmoral auf einem hohen Level zu halten.
Coffee To Go steht in einer ganzen Reihe von Arbeitsplätzen, wo es in den letzten Monaten zur Organisierung der ArbeitnehmerInnen gekommen war. Darunter Castro retail chain, JournalistInnen der Tageszeitung Haaretz, das Coffee Tree Café und Beschäftigte von Sicherheitsdiensten.
Ein Mitglied von Maavak Sozialisti (steht für „Sozialistischer Kampf“; Anm. d. Übers.) spielte bei der Gründung der Gewerkschaft bei Haaretz eine wichtige Rolle und wurde in den Vorstand der neuen Gewerkschaft gewählt. In den Kampf bei Coffee To Go waren wir von Beginn an (wie andere AktivistInnen auch) involviert, um die Beschäftigten dort beim Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen zu unterstützen und eine Strategie für einen Streik zu entwickeln.
Der Streik bedeutet eine wichtige Entwicklung in der israelischen Gesellschaft, bei der gewerkschaftliche Organisierung und kämpferische Methoden des Kampfes bei einer neuen Generation von jungen ArbeiterInnen immer mehr zum üblichen Mittel werden.
Die aktive Teilnahme von ArbeitnehmerInnen an der Basis stellt ein neues Merkmal des Kampfes dar, das auch während des Streiks der LehrerInnen zu beobachten ist, der mittlerweile die vierte Wochen andauert. Vom Streik bei Coffee To Go wurde in der landesweiten Presse sowie in den Fernsehnachrichten berichtet, und er dient als Inspiration für eine ganze Schicht von jungen, noch unorganisierten ArbeiterInnen.