Do 18.09.2008
In der St. Pöltner Chemiefabrik Glanzstoff arbeiten zurzeit 327 ArbeiterInnen und Angestellte. Geht es nach den Plänen der Firmenleitung und des Firmeneigentümers Cornelius Grupp, sollen diese KollegInnen bald arbeitslos sein.
Glanzstoff gehört zu St. Pölten
Die Chemiefabrik Glanzstoff steht seit 104 Jahren in St. Pölten. Zu ihrer besten Zeit sicherte „die Glanzstoff“ Einkommen und Auskommen von über 1.000 ArbeiterInnen. Typisch war der starke Zusammenhalt der Glanzstoff-KollegInnen. Über Jahrzehnte hatten linke Betriebsräte die Mehrheit im ArbeiterInnenbetriebsrat im Werk. Sie erkämpften mit der Belegschaft viele Sozialleistungen und Schutzbestimmungen, von denen ChemiearbeiterInnen anderer Fabriken nur träumen konnten. Durch den Einsatz neuer Technologien gingen die Beschäftigungszahlen stark zurück. Zuletzt wurden jährlich 10.500 Tonnen technische Garne und 1.000 Tonnen textile Garne von 350 KollegInnen produziert und ein Umsatz von 50 Mio. € erwirtschaftet.
Glanzstoff kann und muss weiter bestehen!
Glanzstoff ist absolut überlebensfähig und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Raum St. Pölten. Der heutige Eigentümer Cornelius Grupp erwarb Glanzstoff in den 90er-Jahren um einen Schilling und verdiente seither Unsummen. Einerseits durch die Produktion selbst, andererseits durch Geschäfte wie den Verkauf der Werkswohnung an die eigene Immobilienfirma.
Umweltschutz als Zusperrvorwand!
Im Jänner 2008 kam es zu einem Großbrand in der Fa. Glanzstoff. Der Brand zerstörte eine für die Produktion essentielle Filteranlage. Nach dem Brand lies das Management der Firma das geplante Produktionsende verlautbaren. Begründet wird dieser Schritt damit, dass aufgrund der abgebrannten Filteranlage die behördlich vorgeschriebenen Emissionswerte technisch und wirtschaftlich nicht mehr umsetzbar sind. Tatsächlich fehlt die Bereitschaft von Firmeneigentümer Cornelius Grupp, in umweltfreundliche Produktionstechniken zu investieren. Seit 22.7.2008 kämpft die Plattform „pro Glanzstoff“ um den Erhalt des Werks. Sie wurde von 6 Arbeitern des Werks gegründet und inzwischen erweitert. Sie erzeugte mit einer ersten Kundgebung viel Aufsehen. Von Anbeginn setzte sie auf eine Zusammenarbeit mit der Chemie-Gewerkschaft und dem Betriebsart. Die Unterstützung wurde bis jetzt immer zugesichert, aber nie eingehalten. Höhepunkt dieser Entwicklung war eine Betriebsversammlung, deren Sinn die Beratung über weitere Maßnahmen durch die KollegenInnen gewesen wäre. Das Solidaritätskomitee hatte eine eigene Resolution vorbereitet, die sich für den Kampf ums Werk aussprach, der Betriebsart signalisierte Zustimmung.
Bei der Betriebsversammlung selbst konnte das Management dann ungehindert die Hauptzeit der Betriebsversammlung beanspruchen. Nach einer sehr emotionalen Debatte wurde das schmähliche Angebot der Firmenleitung abgelehnt, die Resolution des Solidaritäskomitees zwar unter die Leute gebracht, aber bevor es zu einer Abstimmung kam, wurde die Betriebsversammlung vom Betriebsrat abgebrochen.
Unmittelbar nach der Versammlung wurde eine Demonstration beschlossen. Die LINKE ruft dazu auf, sich an dieser Demonstration zu beteiligen.
Gemeinsam mit den KollegInnen wollen wir Druck machen:
- Auf die Gewerkschaft, damit sie endlich den Kampf um den Erhalt des Werkes unterstützt.
- Auf die Lokalpolitik und die Bundesregierung, damit Glanzstoff in öffentliche Hand übernommen wird, um einen Fortbestand der Fabrik zu sichern. Für die umwelttechnische Sanierung muss auf das Vermögen des Eigentümers zurückgegriffen werden, schließlich hat er jahrelang Millionen verdient und auch die Versicherungssummen nach den Brandschäden kassiert.