Di 09.01.2018
Um Selbstverwirklichung geht es bei der Berufswahl schon lange nicht mehr, zeigt eine Studie von Vice und der Arbeiterkammer Wien. Sie befragten 400 ÖsterreicherInnen zwischen 20 und 30 zur momentanen Situation in der Arbeitswelt. Diese sind sich einig: Sie ist dominiert von Unsicherheit bezüglich der Arbeitsverhältnisse, der Pension und der Jobsuche. Der starke Konkurrenzkampf ist ohne Ellbogen nicht zu gewinnen, wir werden in eine „Arena der Einzelkämpfer“ (Studienleiter Ikrath) geworfen. Das wichtigste an einem Job ist mit Abstand Geld – denn mehr hat uns Arbeit in diesem System offenbar nicht zu bieten. Selbstverwirklichung klingt eher wie ein Wunschtraum.
Als Studentin zeigen sich mir diese Aussichten schon bei der Studienwahl. Entweder man treibt sich mit einem Studium mit guten Jobchancen in die mentale Überforderung, oder man quält sich weniger, mit der Aussicht auf schlechte Bezahlung oder gar eine komplett andere Arbeit. Die Höhe des Bildungsabschlusses hat mit Jobsicherheit nichts zu tun: Gerade unter MaturantInnen ist die Zahl prekärer Arbeitsverhältnisse besonders hoch. Trotzdem wird der Bildungsgrad wie in kaum einem anderen Land weitervererbt, was auch am besonders frühen Aussortieren durch das Schulsystem liegt: Wer mit zehn nicht an die „richtige“ Schule kommt, hat auch später kaum Chancen auf ein Studium.
Während nun mehr und mehr vom „Aufschwung“ nach der Krise die Rede ist, fragen wir uns, wo dann die Zukunftsaussichten geblieben sind. Denn statt sicheren und gut bezahlten Jobs winken uns nur prekäre Arbeit und Selbstausbeutung. Wer einen Job hat, leidet am meisten unter Stress, so die Studie – und das, während die anderen in Maßnahmen und AMS-„Schulungen“ vergammeln. Egal wie, die Zukunft der Jugend ist geprägt von Frust in Bildung und Beruf und so kann das nicht bleiben! Von der neuen Regierung können wir uns nichts erwarten – sie will weiter bei der Bildung sparen und die Rechte von Beschäftigten aushöhlen. Statt rechtlosen Selbstausbeuterjobs brauchen wir Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn, um echte Jobs zu schaffen – und endlich die notwendigen Millionen für die Bildung und für eine echte gemeinsame Schule!