Mi 27.06.2018
Am 23. April jährte sich der erfolgreiche Generalstreik in Irland gegen die Wehrpflicht zum hundertsten Mal. Historisch reihen sich die Proteste in eine Reihe von Anti-Kriegs-Bewegungen weltweit ein, darunter die Russischen Revolution. Unmut wegen Krieg, Verfall des Lebensstandards, stark gestiegener Lebensmittelpreise, sinkender Löhne und der britischen Unterdrückung führte zur Positionierung der sozialdemokratischen Labour Party und der wachsenden Gewerkschaft gegen die Wehrpflicht.
Als die Wehrpflicht Anfang April ausgeweitet werden sollte, fanden Demonstrationen im Norden Irlands statt, 30.000 protestierten in Belfast. Auch in anderen Landesteilen beschlossen 1.500 VertreterInnen der ArbeiterInnen einen Generalstreik, der am 23. April 1918 in Cork 30.000 Menschen sowie 10.000 in Limerick auf die Straße brachte und die britische Bourgeoisie dazu zwang, ihre Pläne fallen zu lassen.
Die Labour Party aber schloss kurz davor ein Bündnis mit Teilen der Gewerkschaft, den Herrschenden Irlands und der katholischen Kirche sowie dem irisch-nationalistischen Flügel. Sie blockierten damit einen geeinten Streik der irischen ArbeiterInnenklasse. Die Periode von 1916 bis 1923 war immer wieder geprägt von revolutionären Situationen. Doch die Positionierung „Labour must wait“, die die Interessen der ArbeiterInnenklasse jenen der nationalen Befreiung auf kapitalistischer Grundlage unterordnete, ließ die Chance ungenutzt. Ein unabhängiges, sozialistisches Programm hätte die irische Geschichte ändern können.